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Fragenübersicht Wie bewertest du historisch und inhaltlich gesehen das Godesberger Programm der SPD?
1 - 8 / 8 Meinungen
15.01.2021 00:34 Uhr
Damals hat die SPD ihren Marsch weg von der Arbeiterpartei und weg vom Sozialismus begonnen. Der damals vielleicht klügste Kopf der SPD, Wolfgang Abendroth, war ein entschiedener Gegner dieses Programms.

Das kann man nun positiv oder negativ bewerten, je nach Standpunkt.
15.01.2021 00:35 Uhr
Gutes Programm zur richtigen Zeit.
Was danach kam..
15.01.2021 10:33 Uhr
Es war eben eine Anpassung der SPD an den damaligen Antikommunismus in Westdeutschland. Weite Teile der Bevölkerung hatten nach 12 Jahren Naziherrschaft den "Marxismus" als Feindbild noch in ihrem Kopf und die "Ostzone" sowie die Propaganda der CDU/CSU taten dabei ihr übriges.

Das war dann natürlich der Anlass für die Parteirechte der SPD, das durchzuziehen, was sie eigentlich schon immer vorhatte und was sich in der SPD seit 1918 ja auch anbahnte: den ihrer Meinung nach nicht mehr zeitgemäßen Sozialismus aus ihrem Programm zu verbannen, Konzessionen an die herrschende Stimmung zu machen und so den gegen sie gerichteten Vorbehalten auszuweichen. Das war im Grunde genommen erfolgreich, aber eben reichlich pragmatisch.

Und: es ergänzte sich natürlich mit der ziemlich verunglückten Politik der westdeutschen KPD, die in einer stalinistischen ideologischen Position verharrte, sich isolierte und die dann auch dem Verbot zum Opfer fiel.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 15.01.2021 10:33 Uhr. Frühere Versionen ansehen
15.01.2021 10:37 Uhr
Zumindest hat die SPD verstanden sich anzupassen. Das daraus mal so ein reaktionärer Haufen wird, der in später in Ebert seinen höchsten Punkt finden wird, daran dachte zu der Zeit wohl niemand. Auch nicht dass die Arbeiter, die diese Partei aufgebaut haben später von ihrer eigenen Parteiführung zusammengeschossen werden. Auf kurz oder lang führt Opportunismus leider oft zu Krieg, wie der 1. Weltkrieg auch bewiesen hatte. Das wollte nichtmal Lenin glauben.
15.01.2021 10:38 Uhr
Zitat:
Zumindest hat die SPD verstanden sich anzupassen. Das daraus mal so ein reaktionärer Haufen wird, der in später in Ebert seinen höchsten Punkt finden wird, daran dachte zu der Zeit wohl niemand. Auch nicht dass die Arbeiter, die diese Partei aufgebaut haben später von ihrer eigenen Parteiführung zusammengeschossen werden. Auf kurz oder lang führt Opportunismus leider oft zu Krieg, wie der 1. Weltkrieg auch bewiesen hatte. Das wollte nichtmal Lenin glauben.


Prinzipiell richtig, aber auch grundsätzlich falsch. Ebert war 1918, Godesberg war 1959.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 15.01.2021 10:39 Uhr. Frühere Versionen ansehen
15.01.2021 11:00 Uhr
Ich befürchte, dass die SPD sich mit dem Godesberger Programm vor allem vom Kern der eigenen Basis entfernt hat. Bis Brandt mag das noch getragen haben, um mit einer Bundestagsmehrheit eine fortschrittliche Politik zu gestalten. Seitdem ging ihr aber die Puste aus und die Verankerung in der Arbeiterklasse ging ihr verloren. Tendenziell steht die SPD darum heute schlechter dar als vorher.

Möglicherweise war das aber eine zwangsläufige Entwicklung, die sich daraus ergibt, dass das traditionelle Industrieproletariat bei weitem nicht mehr typisch ist für die abhängig Beschäftigten.
15.01.2021 11:14 Uhr
Zitat:
Ich befürchte, dass die SPD sich mit dem Godesberger Programm vor allem vom Kern der eigenen Basis entfernt hat. Bis Brandt mag das noch getragen haben, um mit einer Bundestagsmehrheit eine fortschrittliche Politik zu gestalten. Seitdem ging ihr aber die Puste aus und die Verankerung in der Arbeiterklasse ging ihr verloren. Tendenziell steht die SPD darum heute schlechter dar als vorher.

Möglicherweise war das aber eine zwangsläufige Entwicklung, die sich daraus ergibt, dass das traditionelle Industrieproletariat bei weitem nicht mehr typisch ist für die abhängig Beschäftigten.


Nicht unbedingt. Es ist ja nicht so ohne weiteres klar, dass "die Arbeiter" als Klasse tatsächlich eine proletarische Revolution wollen. Zunächst einmal ist das Proletariat ja nur ein funktioneller Bestandteil des Kapitalismus selbst. Und da "reichen" gewissermaßen Gewerkschaftskämpfe aus. Auch nach Godesberg konnte sich die traditionelle Klientel der SPD noch von dieser Partei vertreten fühlen.

Nur: Nach Godesberg war dann natürlich der Weg zu Enkernung der SPD offen. Nach dem Abtreten der Symbolfigur Willy Brandt war dann programmatisch nur noch der Quark der "Neuen Mitte" und die entsprechende Agenda-Politik Schröders verfügbar. Das hat dann der SPD wirklich die Klientel verhagelt.
15.01.2021 13:51 Uhr
Gespalten auf der einen Seite stand die SPD sicher unter Anpassungsdruck wegen dem starken Antikommunismus im Westen die SPD musste sozusagen
"alten Ballast" abwerfen um regieren und gestalten zu können auf der einen haette man zumindest versuchen können diesem Anpassungsdruck ein Stück weit zu widerstehen.
Nichts desto trotz hat die SPD auch gerade in der Brandt-Zeit eine soziale und fortschrittliche Politik im Sinne sozialer und Gesellschaftlicher Reformen betrieben,erst Schröder hat die Wurzeln der SPD sozusagen endgültig gekappt und große Teile der Stammwähler verprellt.
Trotzdem finde ich auch heute noch die SPD angenehmer als Beispielsweise die Grünen die sind ja nun wirklich völlig beliebig und die Unterwürfigkeit unter die Union nimmt ja schon wirklich skurrile Züge an.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 15.01.2021 13:51 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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