Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Kannst Du diesem Artikel aus der NZZ.at zustimmen?
1 - 7 / 7 Meinungen
23.01.2017 10:16 Uhr
Ein paar Grundlagen zum Diskutieren, die ich hier mal einstelle

1)

Zitat:
Es äußert sich in der rasant abnehmenden Bereitschaft von immer mehr Journalisten, die Realität als Realität zu akzeptieren und zu beschreiben. Stattdessen dominiert der Versuch, das aus ihrer Sicht Wünschenswerte so stark zu machen, dass es die unangenehme Realität überwiegt.

Wie das geht, hat dieser Tage der Österreichische Presserat eindrucksvoll dokumentiert. Er veröffentlichte eine Handreichung für den journalistischen Umgang mit dem Thema Flüchtlinge und Kriminalität. Hier die Empfehlungen im Wortlaut:

Würde ich über ein Fehlverhalten auch dann berichten, wenn es nicht von einem Ausländer/Asylwerber/Migranten gesetzt worden wäre?
Habe ich das Thema ausreichend recherchiert, gehen meine Quellen über bloße (Internet-)Gerüchte hinaus?
Habe ich jene Fakten präsentiert, die für eine umfassende und ausgewogene Darstellung meines Themas notwendig sind?
Habe ich geprüft, ob durch meine Berichterstattung/meine Wortwahl/meine Fotoauswahl Vorurteile verstärkt werden?
Habe ich geprüft, ob ich Informationen, die Vorurteile schüren könnten, weglassen kann, ohne den Sinn und den Wahrheitsgehalt der Geschichte zu verändern oder das Verständnis der Leserinnen und Leser zu beeinträchtigen?
Habe ich geprüft, ob bestimmte Informationen nicht andere Absichten konterkarieren (z.B. keine Nennung von Herkunft, aber Nennung eines auf einen Ausländer deutenden Vornamens)? Anmerkung: Die bloße Nennung der Herkunft eines (mutmaßlich) straffällig gewordenen Ausländers/Asylwerbers/Migranten ist nach der gängigen Praxis der Senate des Presserats kein Ethikverstoß. Dennoch sollten Journalisten abwägen, ob es im konkreten Fall für das Verständnis der Leserinnen und Leser erforderlich ist, die Herkunft anzuführen.
Habe ich überlegt, ob durch meine Berichterstattung/meine Wortwahl/meine Fotoauswahl jemand gekränkt oder beleidigt werden könnte?
Bin ich mir im Klaren darüber, welche Absichten meine Hinweisgeber/Recherchequellen verfolgen?
Kann ich zu dem Thema ein Internet-Forum eröffnen, ohne befürchten zu müssen, dass die Diskussion entgleist?
Bin ich sicher, dass ich keine außerjournalistischen Gründe habe, ausgerechnet dieses Thema aufzugreifen?
Man muss den Autoren, um zu verstehen, was da passiert, nur eine Frage stellen: Wären sie bereit, eine gleichlautende Handreichung auch für den journalistischen Umgang mit Norbert Hofer zu publizieren?


Wie sehr ihr das?
23.01.2017 10:17 Uhr
These 2 zur Diskussion aus dem Artikel

Gleichschaltung“

Zitat:
Das bedeutet, dass die Medien einander immer ähnlicher werden, weil sie immer öfter auf Agentur-Material zurückgreifen. Die Websites der überregionalen deutschsprachigen Medien wären, würde man sie unter „white labels“ laufen lassen, also ohne ihr typischen Aussehen, das durch Farbcodes und das jeweilige Logo dominiert wird, voneinander kaum bis gar nicht unterscheidbar. Das unterstützt den Eindruck der „Gleichschaltung“, den immer mehr Medienkonsumenten haben, auch dort, wo es zunächst noch überhaupt nicht um Tendenz oder Meinung geht.

Dieses Geschäftsmodell-Problem wird leider noch längere Zeit nicht flächendeckend gelöst werden, was bedeutet, dass sich der Eindruck der „Gleichschaltung“ verfestigen und vielleicht noch verstärken wird. Die Medienhäuser, die noch über das Kapital und den Mut verfügen, das eine oder andere Experiment – zum Beispiel Anstrengungen im Bereich „original reporting“ – zu wagen, sind auf dieser Reputationsebene in einer besseren Ausgangsposition als jene, die eigentlich keine andere Wahl mehr haben, als sich durch immer neue Einsparungs- und damit auch „Gleichschaltungs“-Wellen so lange am Leben zu erhalten, bis entweder ein Wunder geschieht oder es eben aus ist.
23.01.2017 10:30 Uhr
Mir stellt sich eher die Frage, was genau sich geändert haben soll, also gerade bezüglich der Übernahme von Agentur-Meldungen? Im Übrigen ist der Gehalt dieser Meldungen selten sehr tiefgehend und hier von einer Art Umerziehung zu sprechen, wirkt geradezu lächerlich. Dass sich einige, die über den politischen Tellerrand gefallen sind, nicht so häufig wiederfinden, weil sie lieber alternative Fakten (also Falschdarstellungen, die ihnen ideologisch genehm sind) lesen wollen, ist das wirklich traurige und zeigt, wie schlecht es um den aufgeklärten Umgang mit Medien bestellt ist. Wer immer nur lesen möchte, was ihm passt, der hat ein offensichtliches Problem mit Presse- und Meinungsfreiheit. Die Medienlandschaft in Europa ist recht breit und es besteht kein Grund zum Jammern. Dass Journalismus zunehmend unter Druck steht und Konkurrenz bekommen hat durch Social Media etc., steht wieder auf einem anderen Blatt.
23.01.2017 10:35 Uhr
Wir kennen das aus Honeckers Zeiten. Die Schlagzeilen des ND fanden ihre Kopie in den Regionalzeitungen.


Heute gibt es ähnliche Strukturen, zwar ohne Parteisekretäre, aber die groben Schlagzeilen und Themen werden gratis geliefert.
Man braucht nur in seiner Zeitung nachsehen, da findet sich das "Heimathaus" und immer öfters auch eine Partei...
23.01.2017 10:37 Uhr
@tochigi

In diesem Fall geht die Kritik in Richtung Eigenrecherge und auch die Kritik in Richtung des Personalabbaus.

Die dort schreibenden Journalisten sind eher rechtsliberal und konservativ, also weniger Vertreter der neuen Rechten, deswegen ich eigentlich den Artikel für unverfänglich halte.
Zitat:

Das unterstützt den Eindruck der „Gleichschaltung“, den immer mehr Medienkonsumenten haben, auch dort, wo es zunächst noch überhaupt nicht um Tendenz oder Meinung geht.


Der Artikel spricht von einem Eindruck und nicht von Gleichschaltung.
23.01.2017 11:13 Uhr
@Anubis

Selbstverständlich ist die mangelnde Eigenrecherche ein Problem, aber das nicht erst seit gestern. Nur wird das Symptom des ganzen in dem Artikel doch etwas einseitig betrachtet.

Regionalzeitungen übernehmen i.d.R. recht unverfängliche Agenturmeldungen und recherchieren nur lokal. Das ist jetzt keinen Aufreger wert. Andere überregionale Zeitungen stehen tatsächlich unter Druck, weil sich der Medienkonsum wandelt. Aber das Problem geht schon etwas weiter, denn selbst wenn selbst recherchiert und kommentiert wird, kommt nicht unbedingt das heraus, was jeder gerne hören will. Von Realitäten zu fabulieren, finde ich gerade bei Journalisten schwierig, denn Journalismus ist kein objektives Geschäft, nie gewesen. Medien haben einen öffentlichen Informationsauftrag, aber wenn man kritisiert, dass sich Medien immer mehr annähern, kann man nicht gleichzeitig verlangen, dass sie DIE Wahrheit verkünden. Es gibt viele Wahrheiten , Perspektiven usw. und wir haben in Westeuropa entsprechende Medienanstalten und Journalisten mit unterschiedlichsten Blickwinkeln. Die müssen sie nur einnehmen.
24.01.2017 01:58 Uhr
Nun, es hat wohl mit dem allgemeinen Kostendruck zu tun. In Zeiten wo immer weniger Zeitungen gekauft werden und den meisten Menschen das ausreicht, was sie kostenlos im Internet bekommen, wissen sich viele Medienhäuser nicht anders zu helfen, als bei Eigenrecherche zu sparen.

Es müßte aber auch anders gehen, es geht ja in vielen anderen Branchen: Man hat neben der Billig-Massenproduktion noch Handwerksbetriebe, die Qualität produzieren, und die wissen immer mehr Menschen wieder zu schätzen. Bei etwas so wichtigem wie Information müßte das doch auch funktionieren.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
Fragenübersicht
1 - 7 / 7 Meinungen