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Fragenübersicht Siehst du die Gefahr, dass China Russland angreift?
Anfang-208 - 27 / 27 Meinungen
7
28.03.2022 22:36 Uhr
Zitat:
Zitat:
"Maximal könnten sie irgendwelche Gebiete annektieren und ausbeuten"

das machen sie jetzt schon, das ausbeuten. ohne es annektieren zu muessen. weite gebiete im russischen fernen osten, besonders im amur-gebiet, gehoeren de fakto chinesischen unternehmen.



aber sicher mit russischer Zustimmung

Wie hoch schätzt du den Besitz der Chinesen , Koreaner. Russen usw. in Deutschland?

Man nennt das Globalisierung, ich bezeichne das als Ausverkauf des Landes!

Mist, ich hielt das für Satire und habs nicht gleich als Bertelchens Dummgeseier erkannt.
29.03.2022 00:52 Uhr
Ich bewerte diese Gefahr mit annähernd 100%. Allerdings nicht im Hier und Jetzt, sondern mittelfristig.
China wird abwarten, bis die Sanktionen ihre zermürbende Wirkungen auf den Staatsapparat zeigen. Wenn Russland die Gehälter seiner Beamten nicht bezahlen kann, wenn der Einkauf eines Durchschnitts-Chinesen auf den durchschnittlichen Russen wie ein Bummel durchs Paradies wirkt, wenn es ernsthafte Versorgungsengpässe sehr spürbare Defizite in der Funktion des russischen Staates als Ordnungsmacht gibt. Dann wird sich China auf jeden Fall in Sibirien ein Filet von Russland abschneiden und dabei an die ohnehin bereits vorliegenden Zentrifugalkräfte des asiatischen Teils anknüpfen.

Der Nutzen wäre, dass China statt einer launischen und nicht besonders vertragstreuen Atommacht mit Weltmacht-Allüren einen bequemen Satellitenstaat an seinen Grenzen bekommt, der quasi als Rohstoffkolonie dient. Dies alles wird China auch durchaus mit internationaler Duldung machen können, denn Russland ist im Augenblick der Paria-Staat. Vorgeschobene Gründe wie unzufriedene Ethnien findet man bei Bedarf spielend leicht. Auf eine formale Annexion des asiatischen Russlands wird China allerdings verzichten. So strunzdumm wie Russland in der Krimfrage sind die Chinesen nicht.

Bevor allerdings China die Hand nach Sibirien öffentlich sichtbar ausstreckt, wird es sich ein anderes Filetstück sichern: Den Einfluss in Zentralasien, hier ebenfalls ohne formelle Annexionen.

Das Geschäftsmodell Russlands ist es, Rohstoffe preiswert in Zentralasien zu kaufen, über seine Landmasse nach Europa zu schippern und dort wesentlich teurer zu verkaufen. Wenn wir über "russisches Gas" reden, reden wir eigentlich zum größten Teil über zentralasiatisches Gas in russischen Pipelines.
Dieses Geschäftsmodell wird voraussichtlich eh bald ins Stottern geraten und China wird sich Turkmenistan & Co. als williger Kunde anbieten, der sogar die Pipeline finanziert.

Wer glaubt, dass Russland einfach sein Rohstoffgeschäft nach China verlagern könnte, irrt hier übrigens. Dazu fehlen ihm nicht nur die Kapazitäten der Infrastruktur. Vor allem hat China eine eigene Grenze nach Zentralasien. Wenn China an turkmenisches Gas will, muss es zwar Kasachstan überqueren, wo Russland sehr viel Einfluss hat. Aber nicht Russland. Der Effekt wird sogar noch deutlicher, wenn wir eine topografische Landkarte betrachten. Das Verlegen von Verkehrswegen oder Pipelines von den chinesischen Bevölkerungszentren nach Russland ist nämlich topografisch deutlich schwieriger als ein Weg entlang der alten Seidenstraße durch Zentralasien.

Wenn China nun die Hand nach den Rohstoffen Zentralasiens ausstreckt, kommt Russland für alle absehbaren Zeiten sein bis heute zentrales Geschäftsmodell abhanden. Mit der Weltmachtfantasie war es dann. Der russische Staatshaushalt wäre auch ohne westliche Sanktionen auf alle kalkulierbaren Zeiten sehr stark reduziert.
Von daher muss Russland seinen Einfluss speziell in Kasachstan gegen China verteidigen, wenn es auch nur eine ernstzunehmende Regionalmacht bleiben will. In Kasachstan leben knapp 20% ethnische Russen, die auch in der Vergangenheit als Drohkulisse eines neuen Proxy-Staates wie in Donezk/Luhansk/Krim dienten, falls Kasachstan aus der russischen Dominanz ausscheidet. Die russisch-kasachische Freundschaft steht auf den gleichen kolonialen Füßen, wie es in den 1950ern die französisch-algerische Freundschaft war. Kasachstan hat wiederholt vorgefühlt, ob es im Falle einer Farbenrevolution auf westliche Unterstützung hoffen darf, was aber schon aus geografischen Gründen nebst der typisch westlichen "Deeskalation" völlig hoffnungslos war.

Von daher hätte Kasachstan durchaus eine Motivation, sich China anzunähern. China würde sich glaubwürdig aus den inneren Angelegenheiten Kasachstans heraushalten, so lange Öl und Gas geliefert werden. Die legendäre Korruption und Ineffizienz, die eine Mitgliedschaft in der "Eurasischen Union" Russlands systembedingt mit sich bringen, würde unter chinesischer Führung glaubwürdig verbessert werden. Ergo dürfte Kasachstan daran interessiert sein, aus dem russischen Vorhof in den chinesischen Vorhof zu wechseln.

Da dies für Russland eine dauerhafte Marginalisierung und den Auftakt auch zum Kontrollverlust über den asiatischen Teil der Russischen Föderation bedeutet, liegt hier eine echte Bedrohung für vitale Interessen Russlands. Das ist kein so Pillepalle, wie das, was Russland an seinen Westgrenzen erlebt. Schon alleine, weil China sich nicht so leicht ins russische Boxhorn jagen liesse, wie es Europa über Jahrzehnte hinweg tat.

Für Russland steht hier um Welten mehr auf dem Spiel, als bei allen pro-westlichen Farbenrevolutionen in ehemaligen Sowjetrepubliken zusammengenommen. Kann sein, dass das sehr großmäulig aufgebaute Russland nur gegenüber einem pazifistischen Westen mit dem Säbel rasselt und von "Provokationen" spricht. Falls es aber seine Interessen tatsächlich verteidigt, stehen in Zentralasien die vitalen Interessen zweier Atommächte unversöhnlich gegenüber.



Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 29.03.2022 01:15 Uhr. Frühere Versionen ansehen
29.03.2022 01:10 Uhr
Zitat:

Dann werdet ihr vielleicht erkennen, dass ihr das falsche Schwein geschlachtet habt.


Das ist nur halb richtig. Ja, China ist als technokratische Diktatur ein ganz anderes Kaliber, als Russland, das nur eine billige Kleptokratie ist. Gar keine Frage.

Das Problem im Umgang mit Russland war, dass die letzten 2-3 Jahrzehnte Russland praktisch als Gegenleistung für den in Russland verachteten Gorbatschow völlig freie Hand genoss. Ein verheerender Fehler, denn Putin gehört tatsächlich zu jener Fraktion des KGB, die Entgegenkommen als Schwäche wertet und ausschließlich Stärke akzeptiert. Die russische Politik ist hier vollkommen mit unseren Schlägergangs aus dem islamischen Kulturkreis charakterlich identisch. Das sind Leute, die sich nach einer "starken Hand" sehnen, wenn sie ihr Leben oder ihre Verwaltung wegen eigener Disziplinlosigkeit nicht gebacken kriegen. Und die gelernt haben, dass es bei Europäern sämtliche Türen öffnet, wenn man von "Faschismus" und "ihr habt mich gekränkt" labert. Das Appellieren an das vermeintlich schlechte Gewissen der westlichen Gesellschaften, die sich an allem schuldig fühlen, funktioniert vor dem Jugendrichter genauso zuverlässig, wie auf diplomatischem Parkett.

Ja, eine frühzeitige Einhegung Russlands, sehr scharfe Sanktionen schon nach der Abspaltung Transnistriens, Abchasiens und "Südossetiens" in den 90ern hätte uns den tiefsten Respekt und Frieden mit Russland eingehandelt. Ähnlich wie der muslimische Kleinkriminelle den Salafisten liebt und ehrt, der ihn ob seiner Fehler eine strenge Führung bei gleichzeitiger Vergebung für vergangene Taten verspricht, falls der Kleinkriminelle ab jetzt funktioniert.

Dieses Zeitfenster ist jetzt zu. Russland ist durch Jahrzehnte westlicher Selbstkasteiung und sachlich falschen Schuldbekenntnissen des Musters "Wir haben Russland ja provoziert mit der NATO-Osterweiterung etc. gründlich versaut. So wie es übrigens manche Sozialarbeiter mit Kleinkriminellen machen, wenn sie diese darin bestärken, dass die Benachteiligung der bösen deutschen Gesellschaft Schuld daran sei, dass aus ihnen Verbrecher werden.

Jetzt hat Russland das Schwerverbrechen des Angriffskrieges begangen und begeht in den Städten wie Mariupol einen Genozid. Wenn wir Russland das durchgehen lassen, nur weil es mit Atombomben droht, wird es künftig jede unverschämte Forderung todsicher mit Atomdrohungen garnieren. Wenn es in der Ukraine keine vernichtende Niederlage erlebt, wird es das Baltikum, Polen und Deutschland angreifen, weil sich die harte Tour bewährt hat. Und wenn es erst in Mitteleuropa mit konventionellen Streitkräften gestoppt wird, werden definitiv Nuklearwaffen eingesetzt werden; dann kann eine russische Führung gar nicht mehr anders, denn sonderlich reflektiert funktionierte das System Putin nie.

Wir müssen also jetzt eine schlechte Situation aushalten und der Ukraine um jeden beliebigen Preis einen deutlichen militärischen Sieg über Russland verschaffen. Denn wenn wir uns auch vor diesem Konflikt drücken, kommt eine noch schlimmere Eskalation. Dieser jetzige Konflikt kann durchaus zum Einsatz von Nuklearwaffen führen, dieses Risiko ist da, wobei es hier nur im worst-case-Szenario noch um den "begrenzten Einsatz taktischer Nuklearwaffen" geht. Denn Putin will tatsächlich leben und nicht sterben. Kommt Putin hier aber mit einer gesichtswahrenden Lösung heraus, wird es mit absoluter Sicherheit bei der nächsten Runde, die dann ohne Restzweifel kommen wird, einen unbegrenzten Einsatz strategischer Nuklearwaffen geben. Und das wird dann so richtig hässlich.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 29.03.2022 01:14 Uhr. Frühere Versionen ansehen
29.03.2022 08:55 Uhr
Ich nutze diese Umfrage, die ich mit nein beantworte, um einige Fakten über das 21. Jahrhundert zu teilen:

1) Kein Mensch (und kein Krieg) wird etwas daran ändern, dass das russische Gas irgendwo verbrannt wird, entweder in Deutschland oder in China.

2) Der Weltmarktpreis für Gas wird sich durch den Krieg in der Ukraine nur geringfügig ändern, selbst wenn Russland die Ukraine vollständig zerstört. Beim Preis für Getreide und den Folgen für Afrika sieht die Sache anders aus.

3) Die Infragestellung von Nordstream II ist der bisher großartigste außenpolitische Erfolg für die Biden-Regierung, denn es erhöht den Gaspreis in Europa mangels günstiger Energieverteilungs-Infrastruktur und führt daher zu einer Aufwertung der umweltpolitisch fragwürdigen Fracking-Methoden für die Erdgas-Gewinnung sowie der Tiefsee-Bohrungen nach Erdöl in den USA.
29.03.2022 11:29 Uhr
Ich glaube, dass China in einem solchen Konflikt nichts zu gewinnen hätte, sondern nur verlieren kann. Taiwan ist schon eher ein greifbares Ziel für China.
29.03.2022 11:43 Uhr
Zitat:
Ich nutze diese Umfrage, die ich mit nein beantworte, um einige Fakten über das 21. Jahrhundert zu teilen:

1) Kein Mensch (und kein Krieg) wird etwas daran ändern, dass das russische Gas irgendwo verbrannt wird, entweder in Deutschland oder in China.

2) Der Weltmarktpreis für Gas wird sich durch den Krieg in der Ukraine nur geringfügig ändern, selbst wenn Russland die Ukraine vollständig zerstört. Beim Preis für Getreide und den Folgen für Afrika sieht die Sache anders aus.

3) Die Infragestellung von Nordstream II ist der bisher großartigste außenpolitische Erfolg für die Biden-Regierung, denn es erhöht den Gaspreis in Europa mangels günstiger Energieverteilungs-Infrastruktur und führt daher zu einer Aufwertung der umweltpolitisch fragwürdigen Fracking-Methoden für die Erdgas-Gewinnung sowie der Tiefsee-Bohrungen nach Erdöl in den USA.


Falsch.

1. Russland kann das Gas, das ins europäische Gasnetz eingespeist würde, gar nicht nach China verkaufen. Dazu fehlt die Infrastruktur. Überdies dürfte der Gasexport nach China aus den sibirischen Gasfeldern ebenfalls abstürzen. Die Pipelines werden nämlich von westlichen Firmen geregelt, die sich gerade aus Russland zurückziehen. Russland kann natürlich die Steuerung selber versuchen. Ist aber unwahrscheinlich, dass die das hinkriegen.

2. Einen Weltmarktpreis für Gas gibt es nicht. Es gibt einen Weltmarktpreis für LNG, das aber nur eine Teilmenge ausmacht. Im Wesentlichen kann Gas nur dort verkauft werden, wo es Pipelines gibt. Versuch mal Gas wie ein Schüttgut zu transportieren. Viel Spaß.

3. Nordstream II war von vornherein aus deutscher Sicht Unfug. Schon alleine, weil der Anteil Russlands am deutschen Gasmarkt bereits aus betriebswirtschaftlicher Sicht aberwitzig hoch ist. Kein wirklich privatwirtschaftliches Unternehmen, hätte sich dermaßen stark von einem einzigen Zulieferer abhängig gemacht. Abgesehen davon, dass wir den Russen sehr großzügige Freundschaftspreise bezahlen, was vor allem mit Bestechlichkeit auf deutscher Seite zu tun haben dürfte.
29.03.2022 11:44 Uhr
"Rußland ist in verschiedenen Konflikten in unmittelbarer Nachbarschaft beteiligt......"

Du willst damit diesen mörderischen Krieg in der Ukraine als KONFLIKT sehen?


Das ist ein Sinneswandel?@Umfragesteller



Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 29.03.2022 11:51 Uhr. Frühere Versionen ansehen
29.03.2022 11:48 Uhr
Zitat:
Ich glaube, dass China in einem solchen Konflikt nichts zu gewinnen hätte, sondern nur verlieren kann. Taiwan ist schon eher ein greifbares Ziel für China.


Das ist extrem fraglich. Der Griff nach Taiwan würde einen Konflikt mit den sehr modernen Streitkräften Taiwans und evtl. den USA mit sich bringen.

Bedient man sich an Russland, hat man eine höchstgradig inkompetente Armee mit veraltetem Material und einer inkompetenten politischen Führung vor sich. Hinzu kommt, dass man nicht unbedingt die Armee braucht, da der gesamte Verwaltungsapparat Russlands schon immer korrupt war, unter Putin noch deutlich korrupter wurde und jetzt eine großflächige Verarmung Russlands ansteht.
29.03.2022 11:59 Uhr
Dieser Hintergrund dieser Umfrage wurde von den Rezensenten mit sehr viel Wohlwollen akzeptiert?
29.03.2022 12:40 Uhr
Kon·flikt
/kɔnˈflɪkt,Konflíkt/
...
1b.
mit kriegerischen Mitteln ausgetragene Auseinandersetzung zwischen Gegnern
"ein bewaffneter, militärischer Konflikt"
29.03.2022 12:49 Uhr
Zitat:
...das falsche Schwein geschlachtet...

Das Schwein geschlachtet? Putin ist derzeit sicher nicht in der Rolle des geschlachteten Schweins. Sondern in der des Schlächters.

Ich kann mich irren, aber China erscheint mir, von Taiwan mal abgesehen, eher von wirtschaftlichen Interessen getrieben als von Fantasien der Etablierung eines eurasischen Großreichs im Wege militärischer Interventionen. Der Westen als Absatzmarkt ist viel zu wichtig, um die Beziehungen in derart dilettantischer Weise zu ruinieren.

Russland ist gerade dabei, seine Absatzmärkte im Westen auf Jahrzehnte zu zerstören. Peskows Behauptungen, man werde das Gas halt anderswohin verkaufen, sind reines Wunschdenken. Kurzfristig geht das nicht. Ein Umlenken des Gasexports ist, wie @Widu schon schrieb, nicht einfach möglich, weil die Infrastruktur dazu fehlt. Anlagen zur Verflüssigung von Gas sind auch nicht in hinreichendem Maß vorhanden und können auch nicht von heute auf morgen gebaut werden. Zudem ist der Export fossiler Brennstoffe für eine Volkswirtschaft kein Zukunftsmodell, um es mal vorsichtig auszudrücken. Der Westen wird die Entkoppelung von fossilen Brennstoffen weiter vorantreiben, und selbst wenn man wieder Russland zurückgreifen sollte, sicher nicht so dumm sein, sich ein zweites Mal in einem solchen Maße abhängig zu machen. Schon gar nicht, wenn Russland jetzt noch vertragsbrüchig wird.
29.03.2022 12:53 Uhr
Zitat:
Ich nutze diese Umfrage, die ich mit nein beantworte, um einige Fakten über das 21. Jahrhundert zu teilen:

1) Kein Mensch (und kein Krieg) wird etwas daran ändern, dass das russische Gas irgendwo verbrannt wird, entweder in Deutschland oder in China.

2) Der Weltmarktpreis für Gas wird sich durch den Krieg in der Ukraine nur geringfügig ändern, selbst wenn Russland die Ukraine vollständig zerstört. Beim Preis für Getreide und den Folgen für Afrika sieht die Sache anders aus.

3) Die Infragestellung von Nordstream II ist der bisher großartigste außenpolitische Erfolg für die Biden-Regierung, denn es erhöht den Gaspreis in Europa mangels günstiger Energieverteilungs-Infrastruktur und führt daher zu einer Aufwertung der umweltpolitisch fragwürdigen Fracking-Methoden für die Erdgas-Gewinnung sowie der Tiefsee-Bohrungen nach Erdöl in den USA.



Es gibt doch noch Realisten!
29.03.2022 13:15 Uhr
Zitat:

Falsch.

1. Russland kann das Gas, das ins europäische Gasnetz eingespeist würde, gar nicht nach China verkaufen. Dazu fehlt die Infrastruktur. Überdies dürfte der Gasexport nach China aus den sibirischen Gasfeldern ebenfalls abstürzen. Die Pipelines werden nämlich von westlichen Firmen geregelt, die sich gerade aus Russland zurückziehen. Russland kann natürlich die Steuerung selber versuchen. Ist aber unwahrscheinlich, dass die das hinkriegen.

2. Einen Weltmarktpreis für Gas gibt es nicht. Es gibt einen Weltmarktpreis für LNG, das aber nur eine Teilmenge ausmacht. Im Wesentlichen kann Gas nur dort verkauft werden, wo es Pipelines gibt. Versuch mal Gas wie ein Schüttgut zu transportieren. Viel Spaß.

3. Nordstream II war von vornherein aus deutscher Sicht Unfug. Schon alleine, weil der Anteil Russlands am deutschen Gasmarkt bereits aus betriebswirtschaftlicher Sicht aberwitzig hoch ist. Kein wirklich privatwirtschaftliches Unternehmen, hätte sich dermaßen stark von einem einzigen Zulieferer abhängig gemacht. Abgesehen davon, dass wir den Russen sehr großzügige Freundschaftspreise bezahlen, was vor allem mit Bestechlichkeit auf deutscher Seite zu tun haben dürfte.


Nun ja, so ist es aber auch nicht ganz richtig.

1) Russland kann eine zweite Pipeline nach China bauen, die gibt es übrigens schon als Projekt und sie heißt Power of Siberia II. Power of Siberia ist bereits in Betrieb.

2) Es gibt sehr wohl auch im Gasmarkt Angebot und Nachfrage. Bei Auslaufen der natürlichen Ressourcen in den nächsten Jahrzehnten bzw. sobald die Kosten für Förderung und Klimaabgaben die Zahlbereitschaft übersteigen wird sich jeweils ein Preis einpendeln, auch wenn der Aufbau der Infrastruktur Jahrzehnte dauert.

3) Es gäbe auch die Möglichkeit, die großen russischen Gasvorräte nicht nur in Deutschland zu verbrauchen, sondern über die europäischen Pipelines weiter an unsere Partner in der EU zu verteilen. Das war so auch geplant, sonst wäre ja die Ausweisung von Erdgas als klimafreundlich kaum sinnvoll gewesen.

Im Übrigen ist es natürlich schon so, dass ein Import-Stopp den Preis für Gas aus Russland drücken würde. Vollends absurd wäre es hingegen von Russland, seinerseits den Gashahn abzudrehen, da spielt Tyrann Putin eher mit deutschen Ängsten.
29.03.2022 13:20 Uhr
Nachtrag:

Ok, @Widu Waldgeist, dass Du die siberischen von den europäischen Gasvorräten getrennt hast, hatte ich überlesen, insofern ist mein Verweis auf die Ost-Pipelines natürlich obsolet, ändert aber nichts am Grundargument, dass Pipeline-Bau zwar langsam geht, aber im Zuge des Abfackelns der restlichen fossilen Energieträger trotzdem nebenbei erledigt werden wird und den Gaspreis nicht nachhaltig beeinflusst.
29.03.2022 13:36 Uhr
Zitat:
Nachtrag:

Ok, @Widu Waldgeist, dass Du die siberischen von den europäischen Gasvorräten getrennt hast, hatte ich überlesen, insofern ist mein Verweis auf die Ost-Pipelines natürlich obsolet, ändert aber nichts am Grundargument, dass Pipeline-Bau zwar langsam geht, aber im Zuge des Abfackelns der restlichen fossilen Energieträger trotzdem nebenbei erledigt werden wird und den Gaspreis nicht nachhaltig beeinflusst.


Auch der Bau neuer Pipelines ist nicht ganz einfach. Schon die Sowjetunion hatte dazu deutsches Knowhow gebraucht, das postsowjetische Russland konnte außerdem noch auf US-Firmen zurückgreifen, die sich jetzt aus dem Pipelinemanagement in Russland zurückziehen.

Als die Sowjets mal meinten, dass sie die Steuerung ihrer Pipelines durch die eigenen Ingenieure hinkriegen würden, kam es in Sibirien zu einer Explosion, die von der Satellitenbildauswertung der USA erstmal für eine versehentlich gezündete Atombombe gehalten wurde.

Habe natürlich keine Kristallkugel. Aber wenn russische Ingenieure selbständig an diesen Pipelines rumpfuschen, ist das Steigenlassen von 99 Luftballons ein Kindergeburtstag dagegen.
29.03.2022 13:39 Uhr
https://www.abendblatt.de/politik/ausland/article106842108/Pipeline-Crash-in-Russland-es-war-die-CIA.html

Der KGB hatte damals per Industriespionage die Software zur Pipelinesteuerung geklaut. Weil sie die Software nicht verstanden haben (denken ist gefährlich, wenn der KGB sich in der Nähe rumtreibt), merkten sie auch gar nicht, dass ihnen eine ganz leicht fehlerhafte Software untergejubelt wurde.
29.03.2022 13:47 Uhr
"die gibt es übrigens schon als Projekt und sie heißt Power of Siberia II."

und so, wie es momentan aussieht wird sie auch ein projekt bleiben, denn die chinesen haben die finanzierungszusage zurueckgezogen.
29.03.2022 13:57 Uhr
Zitat:
Zitat:

Falsch.

1. Russland kann das Gas, das ins europäische Gasnetz eingespeist würde, gar nicht nach China verkaufen. Dazu fehlt die Infrastruktur. Überdies dürfte der Gasexport nach China aus den sibirischen Gasfeldern ebenfalls abstürzen. Die Pipelines werden nämlich von westlichen Firmen geregelt, die sich gerade aus Russland zurückziehen. Russland kann natürlich die Steuerung selber versuchen. Ist aber unwahrscheinlich, dass die das hinkriegen.

2. Einen Weltmarktpreis für Gas gibt es nicht. Es gibt einen Weltmarktpreis für LNG, das aber nur eine Teilmenge ausmacht. Im Wesentlichen kann Gas nur dort verkauft werden, wo es Pipelines gibt. Versuch mal Gas wie ein Schüttgut zu transportieren. Viel Spaß.

3. Nordstream II war von vornherein aus deutscher Sicht Unfug. Schon alleine, weil der Anteil Russlands am deutschen Gasmarkt bereits aus betriebswirtschaftlicher Sicht aberwitzig hoch ist. Kein wirklich privatwirtschaftliches Unternehmen, hätte sich dermaßen stark von einem einzigen Zulieferer abhängig gemacht. Abgesehen davon, dass wir den Russen sehr großzügige Freundschaftspreise bezahlen, was vor allem mit Bestechlichkeit auf deutscher Seite zu tun haben dürfte.


Nun ja, so ist es aber auch nicht ganz richtig.

1) Russland kann eine zweite Pipeline nach China bauen, die gibt es übrigens schon als Projekt und sie heißt Power of Siberia II. Power of Siberia ist bereits in Betrieb.

2) Es gibt sehr wohl auch im Gasmarkt Angebot und Nachfrage. Bei Auslaufen der natürlichen Ressourcen in den nächsten Jahrzehnten bzw. sobald die Kosten für Förderung und Klimaabgaben die Zahlbereitschaft übersteigen wird sich jeweils ein Preis einpendeln, auch wenn der Aufbau der Infrastruktur Jahrzehnte dauert.

3) Es gäbe auch die Möglichkeit, die großen russischen Gasvorräte nicht nur in Deutschland zu verbrauchen, sondern über die europäischen Pipelines weiter an unsere Partner in der EU zu verteilen. Das war so auch geplant, sonst wäre ja die Ausweisung von Erdgas als klimafreundlich kaum sinnvoll gewesen.

Im Übrigen ist es natürlich schon so, dass ein Import-Stopp den Preis für Gas aus Russland drücken würde. Vollends absurd wäre es hingegen von Russland, seinerseits den Gashahn abzudrehen, da spielt Tyrann Putin eher mit deutschen Ängsten.


Power of Siberia müsste dann von russischen Ingenieuren betrieben werden, nicht von den Amis, die das bisher gemacht haben. Ob die das überhaupt können, ist fraglich.

"Power of Siberia" ist außerdem ein nicht mit dem europäischen Gasnetz verknüpftes Prestigeprojekt, das vermutlich niemals schwarze Zahlen schreiben wird.

Dass Putin den Gashahn seinerseits zudreht, halte ich tatsächlich für wenig wahrscheinlich. Russland ist deswegen ein so zuverlässiger Lieferant, weil die unsere Devisen zumindest bis vor wenigen Jahren einfach nötiger hatten, als wir deren Gas. Wer bei einem heutigen Lieferstop den Kürzeren ziehen würde, muss ich selber nochmal durchrechnen. Während der Krimkrise war es auf jeden Fall noch so, dass Russland weitaus schneller pleite, als Deutschland oder die EU mit bedeutenden Engpässen konfrontiert wäre. Das hatte ich damals durchgerechnet, weil diese Angelegenheit schon 2014 diskutiert wurde.

Offenbar hat Angie Merkel diese Diskussion damals verfolgt. Nach 2014 wurde auf deutscher Seite mit absolut zielgerichteter Präzision wie nach einer ausgefuxten KGB-Vorlage die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas systematisch und massiv erhöht.

Nein, ich weiß nicht, wer damals Geldkoffer angenommen hat. Aber dass hier nur normaler wirtschaftlicher Opportunismus am Werk gewesen wäre und nicht in der Regierung Merkel ganz massiv Bestechungsgelder aus Russland gezahlt wurden, wäre extrem unwahrscheinlich. Hier ist die Verschwörung im Rahmen völlig banaler Bestechung die bei Weitem naheliegendste Erklärung. Ist ja auch nicht so, dass sich die klar pro-russische Ausrichtung in der deutschen Energiepolitik groß versteckt hätte. In der Regierung Merkel wurden ganz selbstverständlich strategische Objekte an Russland und China verkauft. Beispielsweise die deutschen Gasspeicher an die Gazprom. Da sieht jeder, der die Grundlagen der Industrieökonomie kennt, dass es sich hier nicht um ein betriebswirtschaftliches Investment handelte, sondern um industrieökonomische Marktmacht.

30.03.2022 19:17 Uhr
Zitat:

Von: Harzhexe

Dieser Hintergrund dieser Umfrage wurde von den Rezensenten mit sehr viel Wohlwollen akzeptiert?


Noch was zur Sache oder reichts dafür nicht?
31.03.2022 14:11 Uhr
Sehr weit hergeholt...
Die VR China ist eher eine Gefahr für Taiwan und alle Anrainer des Südchinesischen Meeres.
Russland ist für China zwar kein Partner auf Augenhöhe, aber ein williger Vertreter autoritaristischer Prägung. China ist für uns ein Systemrivale, nicht für Russland.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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