Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Hat die NATO jetzt das Recht (wenn nicht sogar die Pflicht), in der Ukraine einzugreifen?
Anfang-2056 - 75 / 75 Meinungen
55
12.03.2022 16:26 Uhr
"Das läuft überall nach demselben Muster."


und seine Soldaten haben noch nicht weltweit mit Stützpunkten einen Ring um die USA geschlossen und unter den Deckmantel von Freiheit und Demokratie Regierungen wirtschaftlich und militärische gestürzt und neu geschaffen.

Haben die USA inzwischen die Brutschrankumkipper und die MVM im Irak gefunden?

ja so ein Schema zum Führen eines Angriffskrieges ist für Dich nicht zu erkennen. Da Putin aber lernfähig ist wirst du es auch noch erkennen!

12.03.2022 16:28 Uhr
Zitat:
Haben die USA
Whataboutism.

Ich dachte, du bist gegen die Kriege der USA. Warum bist du dann auf einmal für die Kriege Russlands?
12.03.2022 16:33 Uhr
Zitat:
Zitat:
Haben die USA
Whataboutism.

Ich dachte, du bist gegen die Kriege der USA. Warum bist du dann auf einmal für die Kriege Russlands?



Lenke doch nicht immer ab. Im Gegensatz zu Dir kenne ich die Wirkung der Waffen und verurteile alle Kriege. Es trifft immer nur Unschuldige..


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 12.03.2022 16:34 Uhr. Frühere Versionen ansehen
12.03.2022 16:38 Uhr
"und seine Soldaten haben noch nicht weltweit mit Stützpunkten einen Ring um die USA geschlossen"

kasperl. russland hat insg. rd 56 000 km aussengrenze. davon rd. 800 km mit natostaaten. das ist weder ein "einkreisen" noch "einen ring schliessen", das ist nur paranoia. oder aber (wahrscheinlicher) vorwandt zum ablenken von inneren problemen.
12.03.2022 16:49 Uhr
Zitat:
und verurteile alle Kriege.
Nein.

Du rechtfertigst Putins Angriff auf die Nachbarstaaten mit irgendwas, was die USA angeblich gemacht haben.


Wenn es dir um die Ablehnung von Kriegen generell gehen würde, gibt es keinen Grund, in einer Diskussion über die Ukraine auf andere Schauplätze zu verweisen.
12.03.2022 16:51 Uhr
Zitat:
Und @Zanta:
Russland ist v.a. da aktiv, wo es eine russische oder zumindest russischsprachige Minderheit gibt.



Das ist falsch, wie gerade das Beispiel "Südossetien" zeigt. Die Osseten sind ethnisch gesehen keine Russen und sprechen russisch allenfalls als Fremdsprache. Ossetisch ist eine iranische Sprache, deren nächster Verwandter das Kurdische ist. Die nächstverwandte Landessprache eines Staates ist Farsi (Persisch), was aber schon relativ weit entfernt ist.

"Südossetien" wurde nicht nach sprachlichen oder ethnischen Gesichtspunkten gegründet, sondern nach militärtheoretischen Überlegungen, die eine sowjetische Zwingburg zur Errichtung eines bolschewistischen Brückenkopfes im Falle eines südkaukasischen Aufstandes vorsahen.

Der Grund für den Südossetien-Konflikt ist sehr einfach erklärbar: Es geht um die Erpressung Deutschlands. Mit Ethnien einer russischen Minderheit hatte dieser Konflikt einfach nicht die kleinsten Berührungspunkte.

Die größten Gasvorräte der Erde liegen am Kaspischen Meer. Die Geschäftsidee, auf dem fast das komplette russische Oligarchentum beruht, ist der Kauf von Erdgas aus den Anrainern des Kaspischen Meeres. Danach wird das Gas über russische Pipelines nach Deutschland transportiert und dort für den 3-fachen Preis verkauft, wobei Deutschland für seine sehr, sehr großzügigen Preise bekannt ist, die eher durch Russophilie, deutscher Entscheidungsträger, als durch nüchterne Betriebswirtschaft erklärbar sind. Und ja, hier bin ich vom Fach.

Technisch gesehen gibt es allerdings eine Alternative: Man kann Gas auch in Aserbaidschan sammeln und über Georgien in die Türkei transportieren, von wo es die EU erreicht. Oder alternativ im georgischen Schwarzmeerhafen Poti zu Flüssiggas umwandeln. Wäre solch eine Alternative ernsthaft diskutiert worden, hätten die Entscheidungsträger von Wintershall & Co. ihren Aktionären erstmal erklären müssen, warum sie extreme Premiumpreise an Russland bezahlen.

Hier löste Russland das Problem, indem es einfach russische Pässe in Südossetien verteilte, die mit massiven materiellen Vorteilen verbunden waren. Da Georgien zur Jahrtausendwende kaum die Hälfte des BIP/Kopf Bulgariens hatte, waren solche Angebote für Russland leicht attraktiv zu gestalten.

Das praktische an "Südossetien" ist, dass die einzige Pipeline, über die das kaspische Erdgas an Russland vorbei nach Deutschland kommen könnte, nur wenige hundert Meter von der Grenze "Südossetiens" verläuft. Wann immer in Deutschland Diskussionen aufkamen, ob die russischen Preise denn angemessen sind, kam es zu irgendwelchen "Zwischenfällen" in der Nähe dieser Pipeline.

Man kann also klar konstatieren, dass sich der gesamte Südossetien-Konflikt einzig und alleine aus dem Ziel ergibt, Deutschlands Gaszufuhr zu kontrollieren. Was ebenfalls von Russland offen kommuniziert wurde. Lediglich in Deutschland wurde völlig sachfremd was von "russischen Minderheiten" gefaselt, um das Kind nicht beim Namen zu nennen. Russische Minderheiten in Südossetien gibt es aber nur insofern, als es dort halt das russische Militär gibt. Die Osseten sind aber keine Russen und sprechen auch nichts, das irgendwer für russisch halten könnte. Wobei die ossetische Bevölkerungsmehrheit in diesem Gebiet auch erst künstlich herbeigeführt wurde.

"Südossetien" muss übrigens in Anführungszeichen geschrieben werden. Es ist weder ein historisch gewachsenes, noch nach ethnischen Gesichtspunkten geschaffenes Gebiet. Als "Südossetien" in den 1920ern gegründet wurde, lag der Schwerpunkt der ossetischen Sprache im Südkaukasus in der Trialeti, einer Berglandschaft im Süden Georgiens, nahe der armenischen Grenze. Dort nutzten sie Russland aber nichts, weswegen ein ossetisches Siedlungsgebiet entlang der wichtigen Handelsstraßen im Norden ausgewiesen wurde. Im Wesentlichen wurde "Südossetien" als "ossetisches Siedlungsgebeit" erst im 20. und 21. Jahrhundert durch die Vertreibung der georgischen Bevölkerung und der Ansiedlung von Osseten aus der Trialeti erschaffen.

12.03.2022 16:56 Uhr
Ich habe das "Argument", die NATO bzw. die USA hätten auch schon schlimme Dinge getan, in den letzten Tagen so oft gelesen bzw. auch im RL gehört.

Was mir bisher keiner beantworten konnte: Wer gibt einem das Recht, Unrecht zu tun, nur weil ein anderer es vermeintlich auch tat? Da kam immer nur Gestammel.

Am besten war noch jemand, der den russischen Angriff dadurch rechtfertigte, dass die USA 1953 beim Sturz Mossadeghs beteiligt waren. Und, nein, das war kein Iraner, sondern natürlich ein Biodeutscher.
12.03.2022 17:11 Uhr
Zitat:
Ich habe das "Argument", die NATO bzw. die USA hätten auch schon schlimme Dinge getan, in den letzten Tagen so oft gelesen bzw. auch im RL gehört.

Was mir bisher keiner beantworten konnte: Wer gibt einem das Recht, Unrecht zu tun, nur weil ein anderer es vermeintlich auch tat? Da kam immer nur Gestammel.

Am besten war noch jemand, der den russischen Angriff dadurch rechtfertigte, dass die USA 1953 beim Sturz Mossadeghs beteiligt waren. Und, nein, das war kein Iraner, sondern natürlich ein Biodeutscher.


Eigentlich ist ein "ich befürworte diese Meinung" an dieser Stelle viel zu wenig.


Es ist schlicht widerwärtig, dass Leute, die vorgeben, gegen jede Form von Krieg zu sein, Putins Krieg jetzt befürworten, indem sie sagen, dass auch schon andere Krieg geführt haben. Diese Aussage heißt nämlich, dass man nicht generell gegen Krieg ist sondern nur dann, wenn die falsche Seite ihn führt.
12.03.2022 17:34 Uhr
"was die USA angeblich gemacht haben."


jegliche Diskussion ist mit dir zwecklos
12.03.2022 17:36 Uhr
Zitat:
jegliche Diskussion ist mit dir zwecklos
Vielleicht liegt es einfach an deiner einseitigen Weltsicht, die schnell auffällt und zu Widerspruch anregt.
12.03.2022 17:38 Uhr
"Vielleicht liegt es einfach an deiner einseitigen Weltsicht,"

kommt bei dir nicht vor....
12.03.2022 17:42 Uhr
Zitat:
kommt bei dir nicht vor....
Nein. ich kann meine Haltung begründen und begnüge mich nicht mit zusammenhanglosen Versatzstücken, die mehr Fragen als Antworten liefern.

Was ist denn nun - bist du generell gegen Krieg oder nur gegen Kriege der USA?

Falls erstes - warum rechtfertigst du Putins Kriege mit den Kriegen der USA?

13.03.2022 15:23 Uhr
Zitat:
und was waere der unterschied zu zB einem ultimatum der Nato an russland, sich wieder aus der ukraine zurueckzuziehen?

Der offensichtliche Unterschied wäre, daß dann die NATO vorher mit Gewalt als Reaktion gedroht und das Gesagte vielleicht durch Truppenstationierungen untermauert hätte.

Bei der Ukraine kann von solch konsequenter Haltung keine Rede sein. Und ehrlich gesagt glaube ich zumindest bei Moldawien auch nicht daran.
13.03.2022 15:45 Uhr
"Falls erstes - warum rechtfertigst du Putins Kriege mit den Kriegen der USA? "

Weil beide Kriege führen, nur die USA packen das Schafsfell rüber!
Haben die USA einen Extrabonus oder dürfen Nachahmer nicht auf gleiche Verbrecher verweisen?
13.03.2022 20:18 Uhr
Zitat:


Weil beide Kriege führen, nur die USA packen das Schafsfell rüber!
Haben die USA einen Extrabonus oder dürfen Nachahmer nicht auf gleiche Verbrecher verweisen?



Du nutzt schon wieder die USA als Rechtfertigung.

14.03.2022 00:18 Uhr
Zitat:
" Dementsprechend wären vielmehr alle Sanktionen gegen Russland aufzuheben."

die waeren auch ohne invasion der ukraine durchaus gerechtfertigt


Begründung? (Wenn es geht, diesmal ausnahmsweise plausibel!)
14.03.2022 00:22 Uhr
Zitat:
"nur wegen peinlicher Propagandalügen Putins und seiner Getreuen "

nun, es ist schon ein wenig mehr, oder? voelkerrechtswidriger ueberfall und invasion, einsatz von voelkerrechtswidriger waffen, bombadierung von zivilene wohngebieten, krankenhausern, kindergaerten, beschuss von atomkraftwerken.
die nato hat nicht nur statuten zu folgen sondern auch moralischen und ethischen verpflichtungen und nicht das ukrainische volk fuer ihre eigentliche aufgabe - verteidigung demokratischer werte - alleine bluten zu lassen. und sie hat auch die moralische und ethische verpflichtung jenen russen gegenueber, die taeglich inzwischen auch schon ihr leben riskieren bei ihren protesten gegen das putinsche regime


Du sprichst vom Kosovo, Afghanistan, Somalia, Jemen, Irak, Libyen, Syrien, Grenada oder Panama?

Ich kann mich nicht daran erinnern, daß gegen die beteiligten Staaten (allesamt Nato-, EU- und/oder G7-Mitglieder) Sanktionen gefordert oder verhängt worden wären.
14.03.2022 00:26 Uhr
Zitat:
und ich will, dass ein blutruenstiger diktator daran gehindet wird, weiter ein land zu verwuesten (obwohl es jedem bekannt war wie er tickt nach grosny, allepo) und nicht erst abwarten bis er seine blutspur durch halb europa gezogen hat.ich will auch eine unterstuetzung der russischen opposition und jener, die hetzt schon tw unter lebensgefahr gegen putin in russland demonstrieren, die mehr ist als nur friedensdemos und wattebaeuschchen werfen.
nachdem du wohl auch die kriegserklaerung grossbritanniens und frankreichs 1939 abgelehnt haettest ist es mir ziemlich egal, was du ablehnst und was nicht...


Willst du dich irgendwann auch an die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung halten oder lehnst du das auch ab?
14.03.2022 01:44 Uhr
@ Ostpreußen

Zitat:


Du sprichst vom Kosovo, Afghanistan, Somalia, Jemen, Irak, Libyen, Syrien, Grenada oder Panama?

Ich kann mich nicht daran erinnern, daß gegen die beteiligten Staaten (allesamt Nato-, EU- und/oder G7-Mitglieder) Sanktionen gefordert oder verhängt worden wären.


Nichts davon war mit dem russischen Überfall auf eine Demokratie vergleichbar, die von Russland sogar eine GARANTIE ihrer Grenzen und ihrer Souveränität erhalten hatte. Völlig egal, wie man zu den kriegerischen US-Operationen in den genannten Ländern steht, deren Bilanz völkerrechtlich mindestens durchwachsen ist.

Dem Afghanistan-Einsatz ging beispielweise ein UN-Mandat voraus. Im Jemen lag ein Einverständnis der international anerkannten Regierung vor.

Von allen US-Kriegen, die Du nennst, ist Grenada moralisch die größte US-Sünde gewesen. Also komme ich Dir mal entgegen und vergleiche den wirklich problematischsten und verurteilungswürdigsten US-Krieg, nämlich den gegen Grenada mit Russlands Krieg gegen die Ukraine.

Und: Ich vergleiche hier aus dem Blickwinkel des deutschen Patrioten, nicht aus dem Blickwinkel des US-Fans. Ich bin Patriot und verteidige freiheitsliebende Völker, die das gleiche Ziel haben, wie ich. Nämlich Vorrang nationaler Souveränität vor den Interessen großer Imperien. Wer mit den Amis ein Problem hat, soll das mit den Amis ausdiskutieren, von mir aus schauen, dass er bei US-Fehlverhalten internationale Sanktionen auf die Beine bringt, aber deswegen nicht die Ukrainer oder andere mit Krieg überziehen!

Also kommen wir zu Granada. Dort kam in einer unblutigen Revolution eine Regierung an die Macht, die man als links bezeichnen könnte und vermutlich von vornherein mehr Sympathien für die SU, als für die Amis hatte. Braucht man nicht gut finden, ist aber erstmal deren gutes Recht, solche Ansichten zu haben. Allerdings: Diese Regierung war nicht gewählt worden, sondern tatsächlich im Rahmen einer Revolution an die Macht gekommen. Das war definitiv ein Legitimitätsfehler, egal wie man ihre sonstige Politik findet.

Grenada war damals vielleicht nicht eine lupenreine Demokratie, aber für lateinamerikanische Verhältnisse wohl von einigermaßen akzeptabler Liberalität. Es herrschte kein vollkommen ausgetickter Bluthund, wer die Regierung kritisierte, verschwand nicht einfach und wer meinte, eine private Imbissbude betreiben zu wollen, durfte das auch. Allerdings fanden durchaus blutige Machtkämpfe innerhalb der herrschenden, nicht demokratisch legitimierten Elite statt.
Die Politik der Regierung machte in ihren weitreichenden Entscheidungen nichts vollkommen falsch, der Staatsschatz wurde nicht für Paläste vergeudet, die Ausgaben wurden dafür im Gesundheitssystem hochgefahren, was jetzt in der Karibik nicht die allerblödeste Idee ist und das Land war mit Engagement an der Ausweitung der Tourismus-Industrie interessiert, was zumindest mal einen plausiblen Entwicklungsweg in der Region darstellt. Muss man alles nicht für den Königsweg halten, es ist aber sicherlich als Konsenslösung vollkommen sicher im Raum, dass dieser Weg keinen absolut untragbaren Unsinn auf Kosten von Menschenleben darstellt. Unter normalen Umständen sagt da der Konservative: "Wenn die damit Erfolg haben, Gratulation. Wenn nicht, dann ist das nicht unser Bier." Damit hätte man es bewenden lassen können. Taten die USA aber nicht.

Granada war damals Ziel von US-Spionageaktivitäten und Ziel verschiedener Gerüchte, die den Tourismus-Sektor treffen konnten. Das Land baute damals seinen Flughafen größer, was erstmal plausibel ist, wenn man auf Touristen setzt. Die USA argumentierten, dass dieser Flughafen eine Basis für pro-sowjetische Truppen darstellen würde. Darauf reagierte Grenada, indem es vorlegte, was ein Militärflughafen alles bräuchte, das dieser Flughafen nicht hätte. Abgesehen davon, dass Grenada durchaus das nationale Recht gehabt hätte, konventionelle Truppen anderer Nationen einzuladen: Offenbar war dies nicht geplant. Wäre es den USA wirklich nur um die militärische Nutzung des Flughafens gegangen, hätte es Alternativen auf dem Weg der Diplomatie gegeben. Etwa einen Vertrag, der die Installation von System XY auf dem Flughafen verbietet, bestimmte Kontrollen vorsieht und den die USA im Gegenzug mit Erleichterungen im Außenhandel oder bei der Werbung touristischer Reisen nach Grenada schmackhaft machen könnten. Angenommen, ich wäre Reagans Berater gewesen und es wäre wirklich nur um die Frage der militärischen Nutzung eines Flughafens gegangen, es wären mehrere diplomatische Register vor jeder Invasionsplanung gezogen worden, die es in der Realität nicht gab.

Die USA marschierten letztlich begleitet von Soldaten anderer Karibikrepubliken in Grenada ein. Maggie Thatcher protestierte lautstark, insbesondere weil ein Staat des Commonwealth von diesem Überfall betroffen war. Es wurde der ursprünglich entmachtete Präsident wieder eingesetzt, der sich danach aber wieder Wahlen stellen musste. Die USA und ihre Verbündeten zogen nach heftigen internationalen Protesten ab.

---------------------------------------

Hierbei gibt es Parallelen, aber doch auch gewichtige Unterschiede zur Ukraine.

In beiden Fällen wurde ein Präsident vor der Invasion entmachtet. In Grenada der US-freundliche Paul Scoon, in der Ukraine der pro-russische Janukowitsch.
Unterschied: Janukowitsch hat in Oligarchenmanier die Staatskasse regelrecht geplündert, Paul Scoon nicht. Nach dem Sturz Janukowitschs wurden umgehend Neuwahlen abgehalten, nach der Entmachtung Scoons nicht. Die Russen annektierten sofort nach dem Sturz Janukowitschs Teile der Ukraine, obwohl sie deren Grenzen ausdrücklich garantiert hatten. Die territoriale Integrität Grenadas blieb hingegen unangetastet.

Übrigens: Wenn jetzt argumentiert wird, die Krim und Luhansk hätten wegen ihrer russischsprachigen Bevölkerung besonders geschützt werden müssen, verfängt dies nicht. Damit hätte allenfalls eine vorläufige Sicherung dieser Gebiete begründet werden können. Also eine russische Militärpräsenz, die unter der Bedingung eines Minderheitenabkommens mit einer von der Gesamtukraine (also inklusive Krim und Donbass) gewählten Regierung ausgehandelt wird. Die Annexion dieser Gebiete durch Russland und die schnelle Ausgliederung aus der Ukraine sind kategorische Brüche der gegebenen Garantien von 1994 und auch keineswegs mit dem Schutz einer russischen Minderheit begründbar. Selbst wenn man deren Rechte tatsächlich gefährdet sehen würde!

Weiterhin: Nach der kurzen, durchaus blutig verlaufenden Intervention in Grenada zogen die US-Truppen auch wieder ab! Auch davon kann in der Ukraine keine Rede sein. Die USA stellten auch keine unannehmbaren Forderungen, wie die Demilitarisierung des Landes und stellten nie die Existenz Grenadas zur Disposition, wie dies Putin mit der Ukraine tat.

Spätestens mit dem Abzug der USA, der Einsetzung des alten Präsidenten und daraufhin stattfindenden Neuwahlen, hat sich übrigens jeder Protest gegen die USA erledigt. Auch aus patriotischer Sicht, die die Intervention an sich nicht unbedingt stützen kann.

Bei Putins Politik hingegen sieht es anders aus. Hier soll ein Nachbarstaat quasi zum Klientelstaat herabgedrückt werden, aus dem sich Russland nach Belieben Stücke herausnimmt. Plausible Kriegsgründe hat Putin nicht vorgelegt. Plausibel wären Gründe wie etwa die Bedrohung durch ABC-Waffen nur dann, wenn Russland schon vor der Invasion diese Vorwürfe erhoben und eine internationale Klärung verlangt hätte. Mit der Option, dass die Intervention ausfällt, wenn hier eine Klärung stattfindet!

Im Augenblick stellt sich die Lage so dar, dass Putin die Ukraine einfach im Glauben an einen schnellen Sieg einkassieren wollte und nach dem Stocken seiner Truppen, irgendwelche Dinge mit ABC-Waffen einfach dazu erfunden hat, wie es die USA mit kommunistischen Truppen auf Grenada taten.

In Anbetracht der Tatsache, dass Russland ein demokratisch legitimiertes Land mit völliger Nationenverachtung überfallen hat (ja, es war ein Überfall, da er noch zwei Tage vor der Invasion abgestritten hat, dass eine solche geplant sei), toppt Putin hier alles. Auch wenn der Terminus "Überfall" im deutschen Diskurs fragwürdig ist, da man ihn auch auf den Polenfeldzug von 1939 anwendet, bei dem man ungeachtet der moralischen Einordnung wirklich nicht von "Überfall" reden kann. Im Falle der Ukraine lag ein Überfall vor, da einfach zwei Tage vorher die Invasionspläne dementiert wurden und auch keine ernsthaft diskussionswürdige Alternative zu einem Beilegen irgendwelcher Kriegsgründe vorher auf dem Tisch lagen.

Insofern: Auch wenn ich all diese US-Kriege anschaue, die gut begründeten und die weniger gut begründeten: Ein Pendant zum Überfall auf die Ukraine und die zwangsläufig notwendigen Sanktionen der freien Welt gegen den Aggressor kann ich in den US-Kriegen, die Du anführst, nicht erkennen.

15.03.2022 23:18 Uhr
Zitat:
Zitat:
Und @Zanta:
Russland ist v.a. da aktiv, wo es eine russische oder zumindest russischsprachige Minderheit gibt.



Das ist falsch, wie gerade das Beispiel "Südossetien" zeigt. Die Osseten sind ethnisch gesehen keine Russen und sprechen russisch allenfalls als Fremdsprache. Ossetisch ist eine iranische Sprache, deren nächster Verwandter das Kurdische ist. Die nächstverwandte Landessprache eines Staates ist Farsi (Persisch), was aber schon relativ weit entfernt ist.

"Südossetien" wurde nicht nach sprachlichen oder ethnischen Gesichtspunkten gegründet, sondern nach militärtheoretischen Überlegungen, die eine sowjetische Zwingburg zur Errichtung eines bolschewistischen Brückenkopfes im Falle eines südkaukasischen Aufstandes vorsahen.

Der Grund für den Südossetien-Konflikt ist sehr einfach erklärbar: Es geht um die Erpressung Deutschlands. Mit Ethnien einer russischen Minderheit hatte dieser Konflikt einfach nicht die kleinsten Berührungspunkte.

Die größten Gasvorräte der Erde liegen am Kaspischen Meer. Die Geschäftsidee, auf dem fast das komplette russische Oligarchentum beruht, ist der Kauf von Erdgas aus den Anrainern des Kaspischen Meeres. Danach wird das Gas über russische Pipelines nach Deutschland transportiert und dort für den 3-fachen Preis verkauft, wobei Deutschland für seine sehr, sehr großzügigen Preise bekannt ist, die eher durch Russophilie, deutscher Entscheidungsträger, als durch nüchterne Betriebswirtschaft erklärbar sind. Und ja, hier bin ich vom Fach.

Technisch gesehen gibt es allerdings eine Alternative: Man kann Gas auch in Aserbaidschan sammeln und über Georgien in die Türkei transportieren, von wo es die EU erreicht. Oder alternativ im georgischen Schwarzmeerhafen Poti zu Flüssiggas umwandeln. Wäre solch eine Alternative ernsthaft diskutiert worden, hätten die Entscheidungsträger von Wintershall & Co. ihren Aktionären erstmal erklären müssen, warum sie extreme Premiumpreise an Russland bezahlen.

Hier löste Russland das Problem, indem es einfach russische Pässe in Südossetien verteilte, die mit massiven materiellen Vorteilen verbunden waren. Da Georgien zur Jahrtausendwende kaum die Hälfte des BIP/Kopf Bulgariens hatte, waren solche Angebote für Russland leicht attraktiv zu gestalten.

Das praktische an "Südossetien" ist, dass die einzige Pipeline, über die das kaspische Erdgas an Russland vorbei nach Deutschland kommen könnte, nur wenige hundert Meter von der Grenze "Südossetiens" verläuft. Wann immer in Deutschland Diskussionen aufkamen, ob die russischen Preise denn angemessen sind, kam es zu irgendwelchen "Zwischenfällen" in der Nähe dieser Pipeline.

Man kann also klar konstatieren, dass sich der gesamte Südossetien-Konflikt einzig und alleine aus dem Ziel ergibt, Deutschlands Gaszufuhr zu kontrollieren. Was ebenfalls von Russland offen kommuniziert wurde. Lediglich in Deutschland wurde völlig sachfremd was von "russischen Minderheiten" gefaselt, um das Kind nicht beim Namen zu nennen. Russische Minderheiten in Südossetien gibt es aber nur insofern, als es dort halt das russische Militär gibt. Die Osseten sind aber keine Russen und sprechen auch nichts, das irgendwer für russisch halten könnte. Wobei die ossetische Bevölkerungsmehrheit in diesem Gebiet auch erst künstlich herbeigeführt wurde.

"Südossetien" muss übrigens in Anführungszeichen geschrieben werden. Es ist weder ein historisch gewachsenes, noch nach ethnischen Gesichtspunkten geschaffenes Gebiet. Als "Südossetien" in den 1920ern gegründet wurde, lag der Schwerpunkt der ossetischen Sprache im Südkaukasus in der Trialeti, einer Berglandschaft im Süden Georgiens, nahe der armenischen Grenze. Dort nutzten sie Russland aber nichts, weswegen ein ossetisches Siedlungsgebiet entlang der wichtigen Handelsstraßen im Norden ausgewiesen wurde. Im Wesentlichen wurde "Südossetien" als "ossetisches Siedlungsgebeit" erst im 20. und 21. Jahrhundert durch die Vertreibung der georgischen Bevölkerung und der Ansiedlung von Osseten aus der Trialeti erschaffen.



Mag für Südossetien z.T. gelten. Allerdings ist das Siedlungsgebiet nicht willkürlich gewählt, es wurden nicht alle Osseten aus dem Süden Georgiens umgesiedelt und die Entfernung zwischen den ursprüglichen Gebieten im Süden und den teilweise neuen im Norden beträgt lediglich rund 200 km. Zudem gibt es nördlich der geoorgischen Grenze, daß Gebiet Nord-Ossetien, das den Kern des Königreichs Alanien bildete und zudem schon damals ein Teil der heute als Süd-Ossetien bezeichneten Gebiete gehörte.
Von einem vollkommen künstlichen Gebiet kann also nicht die Rede sein. Richtig ist allerdings, daß es sich bei den Osseten nie um Russen handelte.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
Fragenübersicht
Anfang-2056 - 75 / 75 Meinungen