Chat-Transkript vom 17.02.2004

Peter Gingold, Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und Vorstandsmitglied des Auschwitzkomitees in Deutschland

Thema: Antifaschistischer Widerstand damals und Widerstand heute

: Malula_(KP) hat den Raum betreten
: Peter_Gingold hat den Raum betreten
Malula_(KP): Hallo Peter, wir kennen uns von der DKP Hessen wir warten noch bis 19 Uhr bis es losgeht, Ich mache für skintom heute Abend die Co-Moderation
Malula_(KP): Denn der hängt noch auf der Bahn und wird erst gegen 19.30 auftauchen
Peter_Gingold: Guten Abend allerseits, hier meldet sich Peter Gingolds Assistent Henning Böke. Peter ist gerade in der Küche und macht Kaffee. Wir sind gleich bereit und freuen uns auf die Diskussion.
Malula_(KP): waaaaaaas? Kaffee um die Uhrzeit?
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: nabend
Moderator: Mein Name ist Oliver, ich werde heute abend moderieren
Peter_Gingold: Guten Abend!
Moderator: Hallo :) Die Moderation beschränkt sich meist darauf, die Fragen der Community, die von aussen kommen, zu sichten, zu filtern und in den Chat zu leiten, also nicht wundern, wenn sonst niemand in den Chat kommt :)
Malula_(KP): Ja hallo ich bin Malula, seit 3 Jahren hier auf der Politikplattform, seit 2 Jahren Mitglied der dol-KP, dort lange Zeit Vorsitzende, derzeit Interna-Verantwortliche der dol-KP. Skintom hat mich gefragt, ob ich ihn bei der Komoderation vertreten kann, er hängt noch auf der Bahn,
Moderator: Ok, dann können wir auch beginnen. Ich begrüsse Dich recht herzlich beim dol2day Chat und möchte dich bitten, Dich kurz vorzustellen.
Peter_Gingold: Ich bin 88 Jahre alt, seit meinem 14. Lebensjahr in der Gewerkschaft, mit 15 Jahren in den Kommunistischen Jugendverband eingetreten, Widerstand in Deutschland, dann in Frankreich auf der Seite der Résistance, seitdem bis in die Gegenwart engagiert gegen Faschismus und Krieg.
Peter_Gingold: Ich bin 88 Jahre alt, seit meinem 14. Lebensjahr in der Gewerkschaft, mit 15 Jahren in den Kommunistischen Jugendverband eingetreten, Widerstand in Deutschland, dann in Frankreich auf der Seite der Résistance, seitdem bis in die Gegenwart engagiert gegen Faschismus und Krieg.
Moderator: Wie sieht Dein gegenwärtiges Engagement aus und wo siehst Du die größten Gefahren derzeit?
Peter_Gingold: Ich bin ständig gefordert, als Redner bei Anti-Nazi-Demonstrationen, bei vielen Veranstaltungen aufzutreten, wo es um die Erfahrugnen des Widerstandes geht. Die größte Gefahr sehe ich zurzeit in der populistischen Politik der großen Parteien, die in moderaterer Form die von den Neonazis propagierten Forderungen übernehmen.
Peter_Gingold: Ich bin ständig gefordert, als Redner bei Anti-Nazi-Demonstrationen, bei vielen Veranstaltungen aufzutreten, wo es um die Erfahrugnen des Widerstandes geht. Die größte Gefahr sehe ich zurzeit in der populistischen Politik der großen Parteien, die in moderaterer Form die von den Neonazis propagierten Forderungen übernehmen.
Moderator: Frage von Kaiser1871 an Peter Gingold:    "Sind sie auch heute noch in kommunistischen Organisationen aktiv?"
Malula_(KP): Peter, könntest Du uns Beispiele dafür nennen?
Peter_Gingold: Ich bin Mitglied der DKP. - Der derzeitige hessischen Ministerpräsident hat durch das Schüren von Ausländerhass 1999 die Wahl gewonnen.
Moderator: Frage von Justice2 an Peter Gingold:    "Haben Sie Beispiele dafür, wo die großen Parteien CDU und SPD Forderungen der Neonazis, und damit sind wohl rechtsextreme Positionen gemeint, übernehmen ?"
Malula_(KP): **Info Hintergrundlink zur Person Peter Gingold aus der freien Enzyklopädie Wikipedia*** :http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gingold
Peter_Gingold: Mit der Wende von 1989 haben die großen "Volksparteien" durchweg einen Rechtsruck vollzogen und in puncto Ausländer, Asyl, Nation, "Leitkultur", Stolz auf Deutschland, "gewachsene Verantwortung Deutschlands in der Welt" Positionen übernommen, die vorher nur Rechtsextreme und Neonazis vertreten haben.
Moderator: Frage von AntiSwoosh an Peter Gingold:    "Gab es in Deutschland auch anarchistische AntifaschistInnen, oder war das ganze eher kommunistisch dominiert? Stichwort RKB "
Peter_Gingold: Es gab Anarchisten, aber das war in der Arbeiterbewegung eher eine Randerscheinung. Ich kannte in Frankfurt einen Anarchisten.
Moderator: Frage von Joschi. an Peter Gingold:    "Was ist falsch daran, wenn das vereinigte Deutschland mehr internationale Verantwortung übernehmen will?"
Peter_Gingold: Mein Verständnis von internationaler Verantwortung im positiven Sinne wäre, den Krieg auszuschalten und Rassismus und Faschismus den Boden zu entziehen. Deutschland hat sich 1999 beim Angriff auf Jugoslawien (der Feind von einst ...) erstmals wieder an einer Aggression beteiligt. Deutschland ist tatsächlich mitverantwortlich dafür, dass es auf dem Balkan zu Kriegen kam.
Moderator: Frage von WebSozi an Peter Gingold:    "Wie kann man Kommunist sein, wenn man selber unter einem totalitären Regime gelitten hat?"
Moderator: Frage von Ante an Peter Gingold:    "Wie stehen Sie als Kommunist zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung?"
Peter_Gingold: Ich habe unter dem Nazistaat gelitten, das hat mich noch mehr zum Kommunisten gemacht, darum verstehe ich die Frage nicht. Wir Kommunisten haben beim Zustandekommen des Grundgesetzes mitgewirkt und viel zu den antifaschistischen Inhalten beigetragen, wogegen inzwischen ständig verstoßen wird (Naziaufmärsche werden vom Staat geschützt usw.).
Moderator: Frage von AntiSwoosh an Peter Gingold:    "Antifaschistischer Widerstand heute wird ja vorwiegend von jungen Menschen auf die Straße getragen, war das früher anders?"
Moderator: Frage von Verändert an Peter Gingold:    "Was kann man heutzutage als Antifaschist konkret tun ? "
Peter_Gingold: Die Vergangenheit vor Ort dem Vergessen entreißen, Neonazis und Rassisten offensiv entgegentreten, Zivilcourage zeigen, in Schulen und Unis Projektgruppen bilden, antifaschistische Ziele lautstark formulieren, Verbot faschistischer Medien und Parteien fordern, aktive Solidarität mit Migranten und Flüchtlingen üben.
: Malula_(KP) hat den Raum betreten
Moderator: Frage von testero an Peter Gingold:    "Unter den Nazis gab es die KZ's, unter Stalin die Gulags. In beiden Systemen starben Millionen. Wie kann man als Opfer des einen Systems heute die Ideen des anderen, ebenso mörderischen Extrems vertreten?"
Malula_(KP): Auf der Politikplattform dol haben wir die ganze Bandbreite der politischen Meinungen vertreten. Auch sehr viele junge Teilnehmer mit ultrarechten Positionen sind dabei. Was würdest Du den Nazigegnern hier bei uns auf dol empfehlen, wie sie mit den jungen Mitdolern umgehen, die Naziparolen schreiben, andere Jugendliche hier einfangen wollen für ihre Gruppen.
Peter_Gingold: Ich habe dem Kampf der Sowjetunion gegen den Nazifaschismus mein Überleben zu verdanken. Ohne die Sowjetunion wäre Deutschland nicht vom Faschismus befreit worden. Es gab in der Sowjetunion Verbrechen, aber das kann man eben nicht mit den Verbrechen der Nazis gleichsetzen.
Moderator: Frage von Ante an Peter Gingold:    "Wie stehen Sie denn insgesamt zu Deutschland und den Deutschen? Was hält Sie in Deutschland?"
Peter_Gingold: Ich habe gelegentlich mit jungen Leuten diskutieren können, die in der Naziszene waren. Man muss mit den Einzelnen diskutieren, die nicht zu den Kadern gehören. Das Hauptargument muss sich auf die Frage beziehen: Wer ist denn für die Perspektivlosigkeit, der viele junge Menschen heute ausgesetzt sind, wirklich verantwortlich? Mit den Sündenbock-Parolen macht man sich doch wehrlos gegen die Hauptverursacher der eigenen Ängste.
Peter_Gingold: Die Frage von Ante finde ich unverschämt. Siehst du mich etwa nicht als Deutschen? Willst du mich ausgrenzen?
Moderator: Frage von Joschi. an Peter Gingold:    "Müssen Sie zwangsläufig Widerstand gegen Rassismus, Antisemitismus usw. mit Kommunismus verknüpfen? Sprechen Sie allen anderen außder den Kommunisten lautere Motive ab?"
Moderator: Frage von Ante an Peter Gingold:    "Meine Frage zu Ihrer Einstellung gegenüber Deutschen zielte nicht darauf ab, Ihr Deutschtum anzuzweifeln, sondern Ihre Einstellung zum modernen Staat Deutschland und seinen nicht unbedingt kommunistisch eingestellten Bewohnern zu erfragen. "
: skintom_(SII) hat den Raum betreten
skintom_(SII): Guten abend, ich bin Tom Böhnert, seit 3 Jahren bei dol2day und habe den chat mitorganisiert. Leider hat mich die deutsche Bahn erst mit 2 Stunden Verspätung nach Hause gefahren. War heute in Bensheim zu einem Vorstellungsgespräch. Ich danke malula, daß sie so schnell eingesprungen ist.
Peter_Gingold: Nein, ich verbinde Widerstand gegen Rassismus und Faschismus nicht zwangsläufig mit Kommunismus, im Gegenteil, ich versuche, alle Menschen hierfür zu gewinnen, unabhängig von ihrer politischen und weltanschaulichen Einstellung. Das ist auch meine Erfahrung aus dem antifaschistischen Widerstand. Wir haben versucht, jeden für den Widerstand zu gewinnen.
Peter_Gingold: An Ante: Entschuldige, dass ich deine Frage missverstanden habe. Ich gehe davon aus, dass die überwiegende Mehrheit in Deutschland gewiss nicht kommunistisch eingestellt ist, und versuche, in diesem Deutschland Verhältnisse zu schaffen, die mindestens einen Rückfall in die Barbarei verhindern, die ich habe durchleben müssen.l
Peter_Gingold: An Ante: Entschuldige, dass ich deine Frage missverstanden habe. Ich gehe davon aus, dass die überwiegende Mehrheit in Deutschland gewiss nicht kommunistisch eingestellt ist, und versuche, in diesem Deutschland Verhältnisse zu schaffen, die mindestens einen Rückfall in die Barbarei verhindern, die ich habe durchleben müssen.l
Moderator: Frage von H.Duncker an Peter Gingold:    "was halten sie persönlich, theoretisch und praktisch von der Antinationalen/Antideutschen Strömung in "der Linken""
Peter_Gingold: Von den Antideutschen halte ich nicht viel. Das klingt mir zu "völkisch". Der alte Ausspruch von Karl Liebknecht heißt ja nicht: "Der Hauptfeind ist das eigene Land", sondern: "Der Hauptfeind steht im eigenen Land." Die Antideutschen lenken davon eher ab.
Moderator: Frage von Spieler an Peter Gingold:    "In wie weit gab es eine Zusammenarbeit mit anderen Widerstandsgruppen, wie z.B. die Edelweißpiraten oder der weisen Rose ?"
Peter_Gingold: Die anderen Widerstandsgruppen waren alle unsere Verbündeten. Aber unter den konspirativen Bedingungen waren es sehr schwer, untereinander Kontakte herzustellen. Man wusste voneinander, und das Wissen, dass es andere gibt, hat uns gegenseitig ermutigt.
Moderator: Frage von Werriot an Peter Gingold:    "Wie stehen Sie zu Stauffenberg und seiner Widerstandsgruppe? Hätten Sie diese unterstützt? Oder begrüßen Sie es zumindest, daß es einen solchen Widerstand gab oder lehnen Sie ihn ab, da er sich weiterhin für ein "heiliges Deutschland" einsetzte?"
Peter_Gingold: Wir haben von Stauffenbergs Attentat natürlich erst hinterher erfahren. In der Résistance hatten wir Kontakt mit dem Kommandierenden von Paris, der zum Kreis des 20. Juli gehörte. Bereits am Vorabend, also am 19., hat er in Paris die SS und die Gestapo unter Hausarrest gestellt. Natürlich begrüßten wir das Attentat, auch wenn sich solche zum Widerstand entschlossen, die vorher begeistert Hitlers Krieg mitgemacht hatten, jetzt aber ihr Leben opferten.
Moderator: Frage von D.Rumsfeld an Peter Gingold:    "Halten sie sowas wie im 3.Reich noch mal für möglich?"
Moderator: Frage von zigeuner an Peter Gingold:    "Welche Mittel im Kampf gegen faschistische Tendenzen sind "legitim" ? Alle ?"
Peter_Gingold: Ich halte alles für möglich, aber die Geschichte wiederholt sich nicht in genau gleicher Form. Es vollzieht sich vieles scheibchenweise, schleichend, was den Abbau demokratischer und sozialer Errungenschaften anbelangt. Das ist natürlich nicht mit dem Dritten Reich zu vergleichen, aber es erfordert viel Wachsamkeit.
Peter_Gingold: Ich würde sagen, alle uns zur Verfügung stehenden friedlichen Mittel sind legitim.
skintom_(SII): Peter, trifft die Schilderung, die Bruno Apitz in seinem Roman niedergeschreiben hat auch Deine Erfahrungen ? Zusammenhalt des Widerstandes, Rettung von Menschenleben, oder gab es auch viel Streit im Widerstand ? Und: wird heute nicht viel zu wenig solche Litereatur gelesen ?
Moderator: Frage von Joschi. an Peter Gingold:    "Leider muß ich jetzt weg, möchte mich aber zuvor für das Gespräch bedanken. Auf Wiedersehen!"
Moderator: Frage von H.Duncker an Peter Gingold:    "glaubst du das der steigende Antisemitismus in Europa, ein erstes Vorzeichen einer erstarkenden faschistischen Bewegung ist die auch eine Parlamentarische Gefahr bedeuten könnte, oder ist deiner Überzeugung nach das Problem der kommenden Jahre vorallem der Faschitische Straßenterror (welcher sich ja nicht ohne Grund als konsequeter Vollstrecker eines "Volkswillens" betrachtet")?"
Moderator: Frage von TeenieStar an Peter Gingold:    "Halten Sie Sowjetunion als Staat etwa nicht für antisemitisch und rassistisch?"
Malula_(KP): ***Hintergrundinfo für neu hinzugekomme Mitleser und Disutanten: Peter Gingold Biographie aus der freien Enzyklodädie Wikipedia:*** http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gingold
Peter_Gingold: Es gab auch Streit im Widerstand. Zum Beispiel, ob man nicht unnütz Leben opfert, wenn man in Kauf nimmt, dass die Nazis Geiseln erschießen, die mit der Widerstandsaktion gar nichts zu tun hatten.
Peter_Gingold: Ich stimme zu, dass die wachsende antisemitische Bewegung und überhaupt die Rechtsbewegung in ganz Europa eine Gefahr bedeutet. Das wirkt sich parlamentarisch aus, und es ist nicht abzusehen, ob es nicht zu einer dramatischen Zuspitzung in der sich verschärfenden sozialen Situation kommt, wo die Rechten zu einer Massenbewegung werden könnten und die Gegenwehr der Linken zu schwach ist.
skintom_(SII): Peter, wie siehst Du in diesem Zusammenhang Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken gerade auch auf der Straße ? Ist es schon wieder soeit, daß man über einen Rotfrontkämpferbund nachdenken muß ? Oder siehst Du damals zu Heute doch deutliche Unterschiede ?
Moderator: Ist es überhaupt noch möglich, das "klassische Rechts-Links-Schema" auf die heutige politische Landschaft anzuwenden oder hat es sich verändert oder sogar überholt?
Peter_Gingold: Der Antisemitismus war in Russland vor 1917stark verankert, deshalb hat die Sowjetunion ihn juristisch bekämpft (bis zur Todesstrafe). Der Antisemitismus konnte leider nicht ausgerottet werden, und leider hat es auch ein Manövrieren mit dem Antisemitismus durch den Apparat gegeben ("Ärzteverschwörung", Slánsky-Prozess in der Tschechoslowakei, Kampagne gegen "Kosmopolitismus" in Polen). Aber richtig zutage getreten ist der Antisemitismus erst wieder nach dem Ende der Sowjetunion.
Malula_(KP): Kannst Du zum Stichwort Querfront was sagen?
Peter_Gingold: Unterschied in der Auseinandersetzung auf der Straße damals und heute: Früher traten alle Gruppen isoliert gegeneinander an, heute gibt es breite Bündnisse gegen Nazis, oft getragen von Gewerkschaften, Christen usw. Ich glaube, wir brauchen sicher keinen Rotfrontkämpferbund, sondern solche breiten Bündnisse.
Peter_Gingold: Rechts-Links-Schema: ist sicher nicht mehr so einfach, weil zum Beispiel die SPD schwer einzuordnen ist: Steht sie noch links? Aber auf jeden Fall gibt es einen Unterschied von rechts und links. - Die Querfrontleute machen genau dasselbe wie damals die Nazis: sie agitieren "antikapitalistisch", "sozialistisch", aber das ist rein demagogisch, sie versuchen, auf soziale Bewegungen Einfluss zu nehmen, aber ihr "Antikapitalismus" ist völkisch, nationalistisch, nicht emanzipativ. Querfront ist alter Kack im neuen Lack.
Moderator: Frage von WebSozi an Peter Gingold:    "Warum wird der VVN-BdA vom Verfassungsschutz so argwöhnisch beobachtet und von demokratischen Parteien gemieden? Das ist doch nicht grundlos oder?"
Moderator: Frage von Betonkopf an Peter Gingold:    "Wie ist die Stellung der VVN-BdA zur DKP?"
Peter_Gingold: Es gehört zum Konzept des Anti-Antifaschismus, immer die VVN als "kommunistisch" hinzustellen. Das hängt mit dem tief verwurzelten Antikommunismus zusammen, der immer die Hauptgrundlage der gängigen Ideologie in der Bundesrepublik war. In keinem anderen Land ist ein solcher Umgang mit Organisationen von Verfolgten denkbar. Zu dieser Stunde, heute Abend, wird in Frankreich ein Verfolgter mit dem Orden "Ritter der Ehrenlegion" ausgezeichnet. - Die VVN hat zu allen Parteien ein positives Verhältnis, die den antifaschistischen Kampf unterstützen. Von der DKP wissen wir, dass sie in dieser Tradition steht.
Moderator: Frage von zigeuner an Peter Gingold:    "Die Verrohung der Gesellschaft ist nicht nur emotional, sondern anhand realer Fakten erkennbar. Dennoch frage ich Dich, lieber Genosse Gingold, ob eine reale Faschismus-Gefahr als Bedrohung der bürgerlich-demokratischen Struktur in Deutschland wirklich besteht ?"
Moderator: Frage von Spieler an Peter Gingold:    "Glaubst Du, daß man mit einem Verbot der Parteien was erreichen kann, die Ideologie bleibt doch leider erhalten ? "
Peter_Gingold: Wir stehen nicht am Vorabend einer neuen "Machtergreifung", insofern sehe ich keine reale faschistische Gefahr. Die ökonomischen Verhältnisse brauchen heute nicht die Hilfe des Faschismus. Das Kapital hat heute andere Methoden, die für seine Zwecke "brauchbaren" und "unbrauchbaren" Menschen auseinanderzusortieren. Es wird Stimmung gegen "Sozialschmarotzer" gemacht, gegen "Faule" usw. Es werden faschistische Parteien im Hintergrund gehalten, für den Fall, dass man sie vielleicht doch nochmal brauchen könnte. Ich würde sagen, ein Verbot der NPD ist deshalb schon notwendig. Aber natürlich ist das Problem damit nicht gelöst und die Ideologie nicht aus der Welt geschafft. Wären die Nazis vor 1933 rechtzeitig verboten worden, hätten sie jedoch nie eine solche Massenbewegung schaffen können. Ein Verbot wäre auch ein Zeichen dafür, dass Nazis nicht zur Normalität unserer Gesellschaft gehören dürfen.
Moderator: Da die Zeit jetzt leider um ist, müssen wir den Chat an dieser Stelle beenden. Ich bedanke mich bei Dir für Dein Kommen, Peter und bei den Organisatoren. Danke auch an die vielen Fragesteller. Es kamen nicht alle Fragen durch, aber es ist auch nciht leicht, bei den ganzen x-fach gestellten Fragen den Überblick zu behalten... :)
Moderator: Eventuell steht Peter ja für Fragen über Email noch bereit.
skintom_(SII): Ich möchte mihc ganz herzlich bei Peter Gingold bedanken, daß er hier bei seinem wie ich denke, ersten internet-chat Rede und Antwort gestanden hat, bedanken auch bei malula, die so schnell für mich eingesprungen ist, bei dem Moderator Oliver für seine faire Moderation und schließlich auch bei allen, die so interessante Fragen gestellt haben. Ich denke, dieser chat war ein Bereicherung für dol2day.
Peter_Gingold: Ich bedanke mich bei allen, dass dieses Thema, Widerstand damals und heute, Gegenstand einer interessanten Diskussion war.
Moderator: Frage von Caligula an Peter Gingold:    "Welche email-Adresse hat er denn?"
skintom_(SII): Ich würde anbieten, daß die noch offenen , nicht durchgekommenen Fragen nunn hier mir zugemailt werden, Ich könnte sie dann an Peter weiterleiten, wenn er sie beantworten mag. Späater könnten wir Fragen und Antworten an das Transkript einkopiren ?!
Malula_(KP): Ich denke wir können die angesammelten Fragen Peter zustellen, er kann sie noch beantorten und wir hängen sie an das Chatscript an, oder?
Peter_Gingold: Fragt bei skintom nach, er kann sie euch geben.
Moderator: Ich werde mal schauen, was ich in der Datenbank noch so finde.