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Fragenübersicht Dient die Sozialpolitik primär dazu, dass man eine Revolution unterbindet?
1 - 6 / 6 Meinungen
20.03.2024 15:34 Uhr
Ich glaube, menschenfreundliche Motive können ausgeschlossen werden. Also ja.
20.03.2024 15:40 Uhr
Natürlich kann man im Kapitalismus nach einer gewissen Anlaufphase dahinter, dass man den formell rechtlich gleichgestellten doppelt freien Lohnarbeiter nicht nur als Träger und Verkäufer seiner Arbeitskraft, sondern auch als Mensch, mindestens als reproduktionsfähige Ressource braucht. Daher die Sozialpolitik als Ergänzungsveranstaltung des Kapitalismus. Und außerdem als Marktsegment.

Wobei ich denke, dass die Sozialpolitik natürlich nie der tatsächliche Antrieb der kapitalistischen Ökonomie ist. Die wirklich treibende Kraft ist hier die selbstverwertende Bewegung des Kapitals in seiner Zirkulation und seinem Formwandel zwischen lebendiger Arbeit und angehäuftem Reichtum.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 20.03.2024 15:41 Uhr. Frühere Versionen ansehen
20.03.2024 16:58 Uhr
Das gilt zumindest in Teilen - aber ich denke, dass inzwischen die meisten, zumindest in Europa, das auch als moralisch geboten ansehen, ohne an eine Revolution zu denken.

Wenn man zum Beispiel nach Amerika blickt kann man zudem den Eindruck gewinnen, dass die Alternative zur Sozialpolitik die Investition in Gefängnisse ist. Das kommt auch nicht viel billiger, ist aber moralisch sehr viel fragwürdiger.
20.03.2024 17:02 Uhr
Das ist sozialistische Dialektik. Hat aber auf eine Art durchaus eine Logik. Es ist klar, dass ohne Maßnahmen oder Begebenheiten, die das Leben der unteren Schichten verbessern, die freie Marktwirtschaft zu ungleiche Ergebnisse hervorbringen würde, die das Potential zum politischen Umsturz haben. Ob das aber die Politik machen muss oder es die Unternehmer selbst sehen (aus reinem Eigennutz -> Absatzmärkte für die eigenen Produkte schaffen), kann man diskutieren.
20.03.2024 17:07 Uhr
Zitat:
Ich glaube, menschenfreundliche Motive können ausgeschlossen werden. Also ja.


Nun könnte man eigentlich auch sagen, dass der Kapitalismus zugleich mit seinem Erscheinen drei Dinge erledigt hat:

1. Er hat das innere Wesen von Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, nämlich die Aneignung unbezahlter Mehrarbeit und des dabei anfallenden Mehrprodukts intensiviert und mit der Geldform auf dessen inneren Gehalt und somit auf den Punkt gebracht.

2. Er hat darüber die Produktivität enorm gesteigert wie nie zuvor in der menschlichen Geschichte.

3. Er hat dadurch aber nicht nur dessen Totengräber erzeugt, nämlich das Proletariat, wie Marx formulierte. Sondern er hat außerdem auch die Mittel erzeugt, um die ungeheure Mehrzahl der Proletariermassen zumindest materiell ruhig zu stellen und zu befrieden.

Die Sozialpolitik ist ihrem Gehalt nach das staatlich bemessene Herunterreichen genau der materiellen Güter, bei denen die große Masse der Lohnarbeiter so etwas wie "materiellen Wohlstand" empfinden kann, während aber die Intensität der Ausbeutung von Arbeitskraft relativ dazu sehr viel mehr zugenommen hat.

Das heißt: es ist komplexer, als von Marx und Engels vorhergesagt. Obwohl die grundlegende Konstruktion die selbe geblieben ist.

Ich würde meinen, dass die Sozialpolitik und die damit einhergehende materielle und auch intellektuelle teilweise Emanzipation der Arbeiterklasse tatsächlich eine Errungenschaft ist und auch im Interesse des Kapitals liegt. Insofern ist die Sozialpolitik nicht nur eine sozusagen hinterlistige Angelegenheit des Kapitals, sondern kapitalistisch notwendig.

Die Sozialpolitik ist und bleibt allerdings stets ein Teil eines gewaltigen Hamsterrades, dessen verblendeter Gesamtmechanismus allerdings dringend in Frage gestellt werden muss.
20.03.2024 21:19 Uhr
...

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 20.03.2024 23:19 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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