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Fragenübersicht Siehst du die Taliban auch als "festen Bestandteil der politischen Landschaft" in Afghanistan?
1 - 20 / 26 Meinungen+20Ende
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26.08.2021 07:22 Uhr
Ja. Nicht erst seit gestern. Wer sich ein bisschen mit der Situation Afghanistans der letzten Jahrzehnte befasst hat, wird zu keinem anderen Ergebnis kommen.
26.08.2021 08:24 Uhr
Man kann die Taliban ja schlecht weglügen, auch wenn das einigen sicher ins Programm passen würde.
Die Taliban existieren und erfreuen sich sicher eines größeren Zulaufs, als man zuvor dachte. Anders kann ich mir die nahezu kampflose Kapitulation der zahlenmäßig deutlich überlegeneren afghanischen Armee nicht erklären.
26.08.2021 08:26 Uhr
Das kann man gut finden oder auch schlecht, es ist einfach eine Tatsache.

Sie spielen seit über 20 Jahren eine mehr oder weniger große Rolle im Land. Wenn man die Vorgängerorganisationen anschaut, ist der Zeitraum noch deutlich länger.
26.08.2021 08:28 Uhr
Ist übrigens bezeichnend, dass der Umfragesteller "prienchen" für solche Erkenntnisse Talshows und die Junge "Freiheit" braucht und nicht selbst auf solche Selbstverständlichkeiten kommt.
26.08.2021 08:36 Uhr
Ich weiß gar nicht wie man zu einer anderen Wahrnehmung kommen könnte als das die Taliban ein fester Bestandteil der politischen Landschaft in Afghanistan sind. Das ist leider Fakt und lässt sich nicht wegdiskutieren oder wegwünschen.
26.08.2021 08:51 Uhr
Jedenfalls dürfte jeder politische/diplomatische Akteur, der sie einfach negiert heftig auf die Nase fallen.
26.08.2021 09:03 Uhr
Die Taliban sind tief in der paschtunischen Bevölkerung verankert, nicht nur politisch, sondern vor allem kulturell. Die Paschtunen sind die größte Ethnie in Afghanistan und immer schon führend in Afghanistan gewesen.

Sie haben zudem 20 Jahre im Guerillakampf überstanden und sind jetzt wieder am Zug. Das nenne ich durchaus "fester Bestandteil" der afghanischen Politik. Fester zudem als die abgehalfterten Regierungen Karzai und Ghani.
26.08.2021 09:12 Uhr
Zitat:
Die Taliban sind tief in der paschtunischen Bevölkerung verankert, nicht nur politisch, sondern vor allem kulturell. Die Paschtunen sind die größte Ethnie in Afghanistan und immer schon führend in Afghanistan gewesen.

Sie haben zudem 20 Jahre im Guerillakampf überstanden und sind jetzt wieder am Zug. Das nenne ich durchaus "fester Bestandteil" der afghanischen Politik. Fester zudem als die abgehalfterten Regierungen Karzai und Ghani.


Lässt sich ein Rückhalt der Pashtunen mit den Taliban belegen? Bisher habe ich nichts gefunden. Viel interessanter ist es wie sie sich zu den Hazaras verhalten werden.
26.08.2021 09:26 Uhr
@wolke8
Die Taliban sind im Gebiet der Paschtunen entstanden, also im Grenzgebiet zu Pakistan. Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze in Pakistan leben ebenfalls Paschtunen. Die dort liegende Statt Quetta gilt als die Keimzelle der Taliban. An den dortigen Koranschulen hat sich deren Ideologie gebildet, die dann mit den Kämpfern nach Afghanistan gekommen ist.

Es ist deshalb kein Wunder, dass gerade die paschtunischen Gebiete Afghanistans am härtesten umkämpft waren und die Nato-Truppen (v.a. die Amerikaner) hier nie wirklich Fuß fassen konnten.

Für die sunnitischen Taliban sind die Hazara als Schiiten Ketzer. Daher haben die Hazara von denen nicht viel Gutes zu erwarten.
26.08.2021 09:36 Uhr
Zitat:

Für die sunnitischen Taliban sind die Hazara als Schiiten Ketzer. Daher haben die Hazara von denen nicht viel Gutes zu erwarten.


Es bestätigt meine These, dass der Islam 600 Jahre jünger als das Christentum und die Glaubenskämpfe, die in Europa im Mittelalter stattfanden, in islamischen Staaten heute passieren.
26.08.2021 09:37 Uhr
Zitat:
@wolke8
Die Taliban sind im Gebiet der Paschtunen entstanden, also im Grenzgebiet zu Pakistan. Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze in Pakistan leben ebenfalls Paschtunen. Die dort liegende Statt Quetta gilt als die Keimzelle der Taliban. An den dortigen Koranschulen hat sich deren Ideologie gebildet, die dann mit den Kämpfern nach Afghanistan gekommen ist.

Es ist deshalb kein Wunder, dass gerade die paschtunischen Gebiete Afghanistans am härtesten umkämpft waren und die Nato-Truppen (v.a. die Amerikaner) hier nie wirklich Fuß fassen konnten.

Für die sunnitischen Taliban sind die Hazara als Schiiten Ketzer. Daher haben die Hazara von denen nicht viel Gutes zu erwarten.


Soweit bin ich noch nicht. Die Taliban haben sich mit der Zeit auch verändert. Ich tendiere zur Annahme einen Unterschied zwischen den pakistanischen und afghanischen Taliban zu machen. Die Hazara sind ein extrem armes Landvolk. Könnte spannend werden wie sie die mit politischen Mitteln überzeugen wollen. Da ist es schon Luxus eine gesunde Ziege zu besitzen. Hast du ein paar Quellen? Ich hab nur historische Texte und die großen Zeitungen wie Welt, Spiegel und Co. verallgemeinern zu stark.
26.08.2021 09:39 Uhr
Zitat:
Ich tendiere zur Annahme einen Unterschied zwischen den pakistanischen und afghanischen Taliban zu machen.


Die Verbindung besteht auf jeden Fall dahingehend, dass sich die pakistanische Regierung offen gefreut hat, dass die Taliban in ein paar Tagen ganz Afghanistan übernommen haben.
26.08.2021 09:40 Uhr
Zitat:
Zitat:

Für die sunnitischen Taliban sind die Hazara als Schiiten Ketzer. Daher haben die Hazara von denen nicht viel Gutes zu erwarten.


Es bestätigt meine These, dass der Islam 600 Jahre jünger als das Christentum und die Glaubenskämpfe, die in Europa im Mittelalter stattfanden, in islamischen Staaten heute passieren.


Der Islam war auch schon vor dem Christentum fortschrittlich bis das Osmanische Reich im Kampf um Handel und Fortschritt gegenüber Europa auseinander fiel und abgehängt wurde.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.08.2021 09:41 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.08.2021 09:42 Uhr
Zitat:
Der Islam war auch schon vor dem Christentum fortschrittlich bis das Osmanische Reich im Kampf um Handel und Fortschritt auseinander fiel und angehängt wurde.


Das Christentum war im Römischen Reich irgendwann offizielle Religion und die Entwicklung war deutlich weiter als über weite Strecken im Mittelalter im Heiligen Römischen Reich.
26.08.2021 10:01 Uhr
@wolke8
Ich gestehe, dass ich einige der Quellen zu den Hazara aus meinem Gedächtnis schöpfe, das auch durch nur analog verfügbare Quellen gespeist wird. U.a. durch Peter Scholl-Latour "Allah ist mit den Standhaften" von 1983, in dem er auch die (damalige) Lage Afghanistans und die dortigen Ethnien thematisiert hat.

Es gab m.W. in letzter Zeit einige gute Dokus zu Afghanistan, die auch z.B. in YouTube abrufbar sind. Leider führe ich dazu kein Archiv....

Zitat:
Der Islam war auch schon vor dem Christentum fortschrittlich bis das Osmanische Reich im Kampf um Handel und Fortschritt gegenüber Europa auseinander fiel und abgehängt wurde.


Die kulturelle Blüte der islamischen Welt verging, als die Reste des Kalifenreichs mit der Einnahme Bagdads 1258 durch die Mongolen zerschlagen wurden. Danach fiel die islamische Welt unter den Einfluss von Mongolen (v.a. in Persien), Seldschuken und Mameluken, für die Bildung und Kultur vor allem religiös zu verstehen war. Die islamische Welt hat sich davon noch nicht erholt.
26.08.2021 10:13 Uhr
Zitat:
Das Christentum war im Römischen Reich irgendwann offizielle Religion und die Entwicklung war deutlich weiter als über weite Strecken im Mittelalter im Heiligen Römischen Reich.


Auch islamische Staaten waren in „moderner Zeit“ durchaus toleranter in vielen Belangen.

Ich beschäftige mich in meiner Freizeit ziemlich intensiv mit der Historie von Fotografien.
Und die Bilder aus arabischen Ländern zwischen 1880 und 1930 zeigen Länder und Bevölkerungen die in vielen Dingen offener waren als zB es die prüden Länder Europas waren.
Auffällig ist der Rückschritt quasi seit dem Einmarsch der Russen in Afghanistan und der damit eingehenden Radikalisierung religiöser Gruppen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.08.2021 10:17 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.08.2021 10:25 Uhr
Zitat:
Auffällig ist der Rückschritt quasi seit dem Einmarsch der Russen in Afghanistan und der damit eingehenden Radikalisierung religiöser Gruppen.


Ich würde den Sieg der islamischen Revolution im Iran im Winter 1978/1979 wichtiger ansehen als den Einmarsch der Russen in Afghanistan ein Jahr später. Zum ersten Mal wurde in einem wichtigen islamischen Land eine prowestliche Regierung im Wesentlichen durch eine explizit islamistische Bewegung gestürzt. Das machte auf die vielen islamistischen Bewegungen in anderen islamischen Ländern durchaus Eindruck. Auch die Erstürmung der Großen Moschee in Mekka durch eine islamistische Terrorgruppe im November 1979 fiel in diese Zeit.

Seither ist in vielen islamisch geprägten Ländern eine Bewegung zu deutlich mehr Religion im Alltag zu verzeichnen. Kurioserweise scheint nur die iranische Gesellschaft eine Gegenbewegung zu machen, denn die hat bereits vierzig Jahre religiöser Gängelung hinter sich.
26.08.2021 10:34 Uhr
Zitat:
Und die Bilder aus arabischen Ländern zwischen 1880 und 1930 zeigen Länder und Bevölkerungen die in vielen Dingen offener waren als zB es die prüden Länder Europas waren.


Es gab zuletzt auch Berichte über die Situation in Kabul in den 1960er und 1970er Jahren, als Kabul wohl ein beliebtes Reiseziel war...
26.08.2021 11:02 Uhr
Zitat:
Ich würde den Sieg der islamischen Revolution im Iran im Winter 1978/1979 wichtiger ansehen als den Einmarsch der Russen in Afghanistan ein Jahr später.


In Afghanistan wurden Taliban und Co erst richtig „groß“ gemacht.
Eben durch die USA und deren Unterstützung/Finanzierung.
Wer weiß schon wie es gelaufen wäre ohne diese Unterstützung.
Viel Raum für Spekulationen.
26.08.2021 11:03 Uhr
Zitat:
Es gab zuletzt auch Berichte über die Situation in Kabul in den 1960er und 1970er Jahren, als Kabul wohl ein beliebtes Reiseziel war.


Da versorgten sich z.B. die nach Indien pilgernden Hippies noch mal mit billigem Haschisch und anderen Drogen. Es gab Straßenbeleuchtung und einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. Die Stabilität der damaligen Verhältnisse verdankte Afghanistan dem Geschick von König Zaher Schah, der zwischen der Sowjetunion und Pakistan (seinerzeit US-beeinflusst) pendelte. Die Verhältnisse gerieten außer Kontrolle, als sein machtgieriger Cousin Prinz Daud Khan den König mit Hilfe der Kommunisten 1973 wegputschte.
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