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Fragenübersicht Wie stehst Du zur Freilassung von Bill Cosby?
1 - 9 / 9 Meinungen
01.07.2021 22:23 Uhr
Ich weiß nicht, um welche Formalie es ging. Aber auch Leute, die es mutmaßlich verdient haben, müssen eben rechtsstaatlich verurteilt sein, um im Knast zu sitzen.
01.07.2021 22:32 Uhr
Als Dr. Heathcliff Huxtable mochte ich ihn immer sehr .... zu diesen Vorwürfen kann ich einfach nichts sagenl.
01.07.2021 22:33 Uhr
Ich habe mir das heute mal etwas ausführlicher durchgelesen und muss - für das Tatopfer tut mir das wahnsinnig leid, aber es geht hier nicht anders - sagen, dass der Abbruch der Strafvollstreckung hier aus rechtsstaatlicher Sicht richtig war.

Man kann das wegen der unterschiedlichen Justizsysteme nicht ganz mit deutschen Rechtsgrundsätzen vergleichen, aber tut man es, kommt man hier am ehesten dem Strafklageverbrauch, übergeordnet auch ne bis in idem, nahe.

Cosby wurde von einem Staatsanwalt in einem zivilrechtlichen Verfahren - so eine Konstellation gäbe es in Deutschland eher nicht - zugesagt, dass Ermittlungen in der Sache beendet und nicht mehr wieder aufgenommen werden, man hat hier vereinbart auf eine Strafklage zu verzichten. Hintergrund war, dass der Staatsanwalt strafrechtliche Beweisprobleme sah, es gleichzeitig für das Tatopfer aber die Chance auf zivilrechtlichen Schadensersatz gab. In einem zivilrechtlichen Verfahren hätte Cosby nicht aussagen müssen, wenn er in gleicher Sache strafrechtlich verfolgt worden wäre. Um dem Tatopfer also wenigstens zivilrechtliche Ansprüche zu belassen, hat man sich verbindlich auf einen Strafklageverbrauch geeinigt.

So eine Konstruktion gibt es in Deutschland nicht, in den USA aber schon und wenn dagegen verstoßen wird, ist das ein größeres rechtsstaatliches Problem.

Wie oben schon geschrieben tut es mir für das Tatopfer trotzdem leid, ich hoffe dass sie nach Möglichkeit irgendwie wieder zur Ruhe kommen und das Erlebte verarbeiten kann. Eine ganz blöde Situation, aus der jetzt aber nicht mehr rauszukommen ist.
01.07.2021 22:38 Uhr
Danke, @ratio legis, es ist immer - und das meine ich ausdrücklich so, wie ich es sage - eine Freude, bei solchen rechtlichen Geschichten Deine Expertise zu lesen.
01.07.2021 23:03 Uhr
So hatte ich das auch gehört, es wurden verbindliche Vereinbarungen mit der Staatsanwaltschaft getroffen und vom Gericht so anerkannt, daher wäre eine Verurteilung "noch obendrauf" nicht rechtens.

Man kann darüber spekulieren, ob das Gericht bei einem weniger reichen und prominenten Menschen es vielleicht nicht so genau nehmen würde, aber die Entscheidung ist rechtlich korrekt.

Wie es aus der Sicht des Opfers aussieht, kann auch nur das Opfer selbst wissen: Entschädigungen können in den USA durchaus so hoch sein, daß sie auch einem reichen Menschen weh tun, und wenn die Alternative ist, Täter hinter Gittern zu sehen aber selbst leer ausgehen, oder für den Rest des Lebens ausgesorgt haben, kann man das eine oder andere bevorzugen.
02.07.2021 07:43 Uhr
Juristisch eine sehr interessante Konstellation, ratio hat das schon treffend beschrieben.

Grundsätzlich irgendwie doof, wenn Täter aus formellen Gründen wieder freikommen. Andererseits: Wenn ein Täter nur aussagt, weil ihm etwas zugesichert wurde, kann man es ihm dann auch nicht mehr verwehren. Das scheint man in den USA sehr streng so zu sehen, während man in Deutschland ehrlich gesagt dem Täter alles erzählen kann, das Gericht ist in den seltensten Fällen bis nie daran gebunden.

Jeder kennt vermutlich dieses "Wenn sie dies und jenes aussagen, gibt es weniger Strafe" aus dem Tatort, was die Polizisten da gerne raushauen. Klappt auch im RL ganz gut, führt aber auch mal zu langen Gesichtern, weil es schlicht Spekulation ist :o)
02.07.2021 08:06 Uhr
Der Fehler der Freilassung liegt also im System. Da könnte man glatt zum "Law Abiding Citizen" werden, wenn man schottischer Abstammung wäre.

Tut mir leid, wenn Du die Anspielung nicht verstehst.
03.07.2021 00:53 Uhr
Zitat:
Juristisch eine sehr interessante Konstellation, ratio hat das schon treffend beschrieben.

Grundsätzlich irgendwie doof, wenn Täter aus formellen Gründen wieder freikommen. Andererseits: Wenn ein Täter nur aussagt, weil ihm etwas zugesichert wurde, kann man es ihm dann auch nicht mehr verwehren. Das scheint man in den USA sehr streng so zu sehen, während man in Deutschland ehrlich gesagt dem Täter alles erzählen kann, das Gericht ist in den seltensten Fällen bis nie daran gebunden.

Jeder kennt vermutlich dieses "Wenn sie dies und jenes aussagen, gibt es weniger Strafe" aus dem Tatort, was die Polizisten da gerne raushauen. Klappt auch im RL ganz gut, führt aber auch mal zu langen Gesichtern, weil es schlicht Spekulation ist :o)


Mich würde mal interessieren wie hoch der Anteil derer ist, denen nur leere Versprechungen gemacht werden.
03.07.2021 12:33 Uhr
Zitat:
Mich würde mal interessieren wie hoch der Anteil derer ist, denen nur leere Versprechungen gemacht werden.


Diesen Anteil wird man niemals berechnen können, da entsprechende Versprechungen natürlich nicht erfasst werden. Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber sagen, dass die wenigsten Vernehmungen komplett ohne "Tricks" ablaufen.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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