Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht EU fordert höhere Investitionen von Deutschland! Zurecht?
1 - 8 / 8 Meinungen
27.02.2020 10:49 Uhr
Ja, natürlich.
Die bestehende Infrastruktur zerfällt, siehe Leverkusener Brücke, neue bekommt man nicht hin (siehe S21 und BER) oder versucht es erst gar nicht (5G-Ausbau).

Und das Bildungssystem ist seit Jahrzehnten chronisch unterfinanziert.
27.02.2020 13:58 Uhr
Im Fordern sind sie immer alle ganz groß. Alle diese Dinge sind auch in Deutschland sicherlich verbesserungswürdig aber sie sind auch in anderen EU-Ländern gewiß nicht das Gelbe vom Ei sondern vermutlich noch wesentlich sanierungsbedürftiger.
27.02.2020 18:28 Uhr
Ich lese gerade Daniel Stelter und das hat mich schon etwas offener gemacht was die Abkehr von der Schwarzen Null betrifft. Grob gesagt ist die Argumentation, dass man durch Investieren nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit sichert, sondern auch die großen Unterschiede innerhalb der Eurozone (Handelsbilanzen, Neuverschuldungen, Target2-Salden usw) etwas einebnet, was uns erstmal auch bei den anderen Eurostaaten wieder beliebter macht und uns auch ein wenig aus der Verantwortung als Zahlmeister der EU nimmt. Stelter geht sowieso davon aus, dass das geliehene Geld, egal ob Staat oder privat, größtenteils nie wieder aus Südeuropa zurückkommt. Deshalb rät er davon ab, weitere Guthaben im Euro-Ausland anzuhäufen und stattdessen in D zu investieren (Staat und privat) und den Außenhandelsüberschuss gegenüber der Eurozone abzubauen.
27.02.2020 18:49 Uhr
Zitat:
Ich lese gerade Daniel Stelter und das hat mich schon etwas offener gemacht was die Abkehr von der Schwarzen Null betrifft.


Wir sprechen hier ja nicht nur über die null sondern über einen Überschuss.

Es wäre schon viel gewonnen, wenn man den Überschuss in Bildung und Infrastruktur investieren würde.

Klar ist aber auch: Wenn man die Null nur dann erreicht, wenn man elementare Bereiche kaputtspart (eben Bildung und Infrastruktur), rächt sich das eher früher als später.
27.02.2020 18:51 Uhr
Zitat:
aber sie sind auch in anderen EU-Ländern gewiß nicht das Gelbe vom Ei sondern vermutlich noch wesentlich sanierungsbedürftiger.


Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Deutschland zu den reichsten EU-Ländern gehört und einen Überschuss erwirtschaftet hat, den man sehr wohl investieren kann.

Und der Hinweis "der andere macht aber auch / auch nicht..." hat was von Grundschule, das ist die Folge des Kindergarten-Streits "der hat aber angefangen".
27.02.2020 18:59 Uhr
Zitat:
Im Fordern sind sie immer alle ganz groß. Alle diese Dinge sind auch in Deutschland sicherlich verbesserungswürdig aber sie sind auch in anderen EU-Ländern gewiß nicht das Gelbe vom Ei sondern vermutlich noch wesentlich sanierungsbedürftiger.

Was die Leistungsbilanzsalden angeht, ist Deutschland mit weitem Abstand das größte Problem der Eurozone und der Spruch "andere machen das auch" ist schon deshalb unsinnig, weil die Summe aller Leistungsbilanzsalden in der Eurozone definitionsgemäß null ist. Jedem Überschuss eines Landes steht ein Defizit eines anderen Landes gegenüber. Riesige Leistungbilanzsalden erzeugen Auf- bzw. Abwertungsdruck und destabilisieren die Währungsunion.

Die riesigen Exportüberschüsse sind buchhalterisch die Kehrseite der Investitionslücke im Inland. Im Übrigen sind sie ein Umverteilungsvehikel, von dem die deutsche Exportindustrie zu Lasten der deutschen Verbraucher profitiert.
27.02.2020 20:30 Uhr
Zitat:
Was die Leistungsbilanzsalden angeht, ist Deutschland mit weitem Abstand das größte Problem der Eurozone und der Spruch "andere machen das auch" ist schon deshalb unsinnig, weil die Summe aller Leistungsbilanzsalden in der Eurozone definitionsgemäß null ist. Jedem Überschuss eines Landes steht ein Defizit eines anderen Landes gegenüber. Riesige Leistungbilanzsalden erzeugen Auf- bzw. Abwertungsdruck und destabilisieren die Währungsunion.

Die riesigen Exportüberschüsse sind buchhalterisch die Kehrseite der Investitionslücke im Inland. Im Übrigen sind sie ein Umverteilungsvehikel, von dem die deutsche Exportindustrie zu Lasten der deutschen Verbraucher profitiert.


Genau das ist der Punkt. Es könnte uns ja scheißegal sein, wenn unsere Leistungsbilanzüberschüsse explodieren, wenn unsere Schuldner langfristig liquide wären. Wäre ja klasse, wir eliminieren die Arbeitslosigkeit, tilgen unsere Schulden, generieren Wachstum und häufen Guthaben im Ausland an. Diese Guthaben sind aber leider nicht gesichert, und deshalb muss die EZB die Nullzinspolitik mit allen negativen Folgen für den deutschen Sparer fahren.
27.02.2020 20:54 Uhr
Zitat:

Genau das ist der Punkt. Es könnte uns ja scheißegal sein, wenn unsere Leistungsbilanzüberschüsse explodieren, wenn unsere Schuldner langfristig liquide wären. Wäre ja klasse, wir eliminieren die Arbeitslosigkeit, tilgen unsere Schulden, generieren Wachstum und häufen Guthaben im Ausland an. Diese Guthaben sind aber leider nicht gesichert, und deshalb muss die EZB die Nullzinspolitik mit allen negativen Folgen für den deutschen Sparer fahren.

Das auch. Mit den Verbrauchern wollte ich aber auch noch auf etwas anderes hinaus. Der Euro ist für Deutschland unterbewertet, Schätzungen zufolge um die 10 Prozent. Das freut die Exportindustrie, denn sie kann wechselkursbedingt sehr billig ins Nicht-Euro-Ausland exportieren (einer der Gründe für den riesigen Exportüberschuss auch gegenüber dem Nicht-Euro-Ausland), während die Importe entsprechend überteuert sind. Die deutschen Verbraucher zahlen zu hohe Preise für importierte Konsumgüter aus dem Nicht-Euro-Ausland.

Normalerweise würde in einer solchen Situation die Währung aufwerten. Das passiert aber nicht, weil dem die Überbewertung für die Defizitländer gegenübersteht. Deren Exporteuren wiederum macht die Überbewertung das Leben schwer. Die Gemeinschaftswährung treibt die Mitgliedsländer wirtschaftlich auseinander.

Die oben zitierten Target2-Salden sind ein Indikator dafür. Jemand hat den deutschen Target2-Saldo mal als "Fieberkurve" der Eurozone bezeichnet. Das fand ich ganz passend. Derzeit sind es - nach einem zeitweiligen Rückgang auf unter 500 Mrd. - wieder über 800 Mrd., das ist deutlich höher als in der Hochphase der Eurokrise 2012. Es redet nur keiner mehr drüber, weil die EZB sämtliche Risiken mit ihrer ctrl+p-Politik überdeckt.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
Fragenübersicht
1 - 8 / 8 Meinungen