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Fragenübersicht Warum werden psychische Störungen so oft als Modekrankheiten abgetan?
Anfang-206 - 25 / 25 Meinungen
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21.08.2012 06:29 Uhr
Es gibt Heilung, es gibt Linderung für Psychosen. Niemand muß sich damit abfinden.
21.08.2012 06:42 Uhr
Weil die wahren Ursachen in unserer kranken Gesellschaft verheimlicht werden sollen. Weil es nicht angehen kann, dass auch die radikale Marktwirtschaft seine Opfer fordert. Weil wir immer wieder für dumm verkauft werden. Weil - kurz gesagt - dieser Kapitalismus offiziell keine Opfer fordern darf bisher.
21.08.2012 06:43 Uhr
Der Hintergrund dieser Umfrage umreißt NICHT die realen Tatsachen im Land!
21.08.2012 06:57 Uhr
"...dieser Kapitalismus offiziell keine Opfer fordern darf..."

Das ist so nicht richtig. Das war der Alltag im "real existierenden Sozialismus" der ehemaligen DDR, daß es Alkoholkranke und psychische Störungen offiziell nicht gab. Opfer gab es genug!
21.08.2012 07:12 Uhr
Weil sich mit derartigen Erkrankungen niemand wirklich gerne auseinandersetzt, da es - wie z.B. auch bei chronischen oder gar tötlichen Erkrankungen - eine Auseinandersetzung mit der eigenen Verletzlichkeit/Verwundbarkeit erfordern würde. Und davor haben viele Menschen schlicht Angst.
Da ist es dann einfacher, sowas als "Modeerkrankung" oder auch "Pillepalle" abzutun, was einem selbst ja nicht passieren kann (was aber natürlich nicht stimmt).
21.08.2012 07:31 Uhr
"Was für ein Blödsinn. Natürlich sind Depressionen heilbar, recht gut sogar. "

wie denn bitte, sag mal an!

mit pillen? nö, dann wird nichts geheilt, sondern lediglich überspielt.

"Ich müsste mich wohl näher darüber informieren, ab wann da überhaupt eine Diagnose gestellt wird."

da gibt es den icd-10 test. da werden dann pro konstruierter "krankheit" x symptome angegeben. wenn von denen dann ein gewisser prozentteil auf die person zutrifft, dann ist die person "krank".

"Es gibt Heilung, es gibt Linderung für Psychosen. Niemand muß sich damit abfinden."

und warum sollte sich der/die psychotiker_in damit abfinden als "krank" zu gelten, obwohl es ihr/ihm okay geht?
21.08.2012 07:39 Uhr
Zitat:
Was für ein Blödsinn. Natürlich sind Depressionen heilbar, recht gut sogar.
Ich vermute mal, Du hast da das Wort "einfach" überlesen, denn "einfach heilbar" sind nur die wenigsten Depressionen - nämlich die, die z.B. auf Lithiummangel zurückzuführen sind (den man durch entsprechende medikamentöse Einstellung ausgleichen kann). Andere erfordern oftmals jahrelange Therapien, die dann bisweilen auch nur Linderungen, aber keine Heilung bewirken.
21.08.2012 08:42 Uhr
Weil sie verstärkt aufzutreten scheinen, wirken sie eben "modern".

Mit 'nem soliden Herzinfarkt macht man ja kaum noch Kasse.
21.08.2012 10:51 Uhr
Weil es teilweise so ist, dass viele mit Alltagsproblemen nicht mehr zurecht kommen.
ADHS beispielsweise tritt gehäuft bei Kindern auf, die eine schlechte oder gar keine Erziehung genießen bzw. deren Eltern mit dieser überfordert sind.
21.08.2012 11:01 Uhr
Ich ist Es. - Man pflegt die Entwicklung der Psychologie mit dem Aufstieg des bürgerlichen Individuums, in der Antike wie seit der Renaissance,
zusammenzubringen.Darüber sollte nicht das konträre Moment übersehen werden,
das die Psychologie ebenfalls mit der bürgerlichen Klasse gemein hat und das heute zur Ausschließlichkeit sich entfaltet: Unterdrückung und Auflösung eben des Individuums, in dessen Dienst die Rückbeziehung der Erkenntnis auf ihr Subjekt stand.Wenn alle Psychologie seit der des Protagoras den Menschen erhöhte durch den Gedanken, er sei das Maß aller Dinge, so hat sie damit von Anbeginn zugleich
ihn zum Objekt gemacht, zum Material der Analyse, und ihn selber, einmal unter die Dinge eingereiht, deren Nichtigkeit überantwortet. Die Verleugnung der objektiven
Wahrheit durch den Rekurs aufs Subjekt schließt dessen eigene Negation ein: kein
Maß bleibt fürs Maß aller Dinge, es verfällt der Kontingenz und wird zur Unwahrheit.
Das aber deutet zurück auf den realen Lebensprozeß der Gesellschaft. Das Prinzip der
menschlichen Herrschaft, das zum absoluten sich entfaltete, hat eben damit seine
Spitze gegen den Menschen als das absolute Objekt gekehrt, und die Psychologie hat
daran mitgewirkt, jene Spitze zu schärfen. Das Ich, ihre leitende Idee und ihr
apriorischer Gegenstand, ist unter ihrem Blick stets zugleich schon zum Nicht-
Existenten geworden. Indem Psychologie sich darauf stützen konnte, daß das Subjekt
in der Tauschgesellschaft keines ist, sondern in der Tat deren Objekt, konnte sie ihr
die Waffen liefern, es erst recht zu einem solchen zu machen und unten zu halten. Die
Zerlegung des Menschen in seine Fähigkeiten ist eine Projektion der Arbeitsteilung
auf deren vorgebliche Subjekte, untrennbar vom Interesse, sie mit höherem Nutzen
einsetzen, überhaupt manipulieren zu können. Psychotechnik ist keine bloße
Verfallsform der Psychologie, sondern ihrem Prinzip immanent. Hume, dessen Werk
mit jedem Satz Zeugnis ablegt vom realen Humanismus und der zugleich das Ich
unter die Vorurteile verweist, drückt in solchem Widerspruch das Wesen der
Psychologie als solcher aus. Dabei hat er noch die Wahrheit auf seiner Seite, denn
was als Ich sich selber setzt, ist in der Tat bloßes Vorurteil, die ideologische
Hypostase der abstrakten Zentren von Beherrschung, deren Kritik den Abbau der
Ideologie von »Persönlichkeit« erfordert. Aber dieser Abbau macht zugleich die
Residuen um so beherrschbarer. An der Psychoanalyse wird das flagrant. Sie zieht die
Persönlichkeit als Lebenslüge ein, als die oberste Rationalisierung, welche die
zahllosen Rationalisierungen zusammenhält, kraft deren das Individuum seinen
Triebverzicht zuwege bringt und dem Realitätsprinzip sich einordnet. Zugleich aber
bestätigt sie dem Menschen in eben solchem Nachweis sein Nichtsein. Sie entäußert
ihn seiner selbst, denunziert mit seiner Einheit seine Autonomie und unterwirft ihn so
vollends dem Rationalisierungsmechanismus, der Anpassung. Die unerschrockene
Kritik des Ichs an sich selbst geht in die Aufforderung über, das der andern solle
kapitulieren. Am Ende wird die Weisheit der Psychoanalytiker wirklich zu dem,
wofür das faschistische Unbewußte der Schauermagazine sie hält, zur Technik eines
Spezialrackets unter anderen, leidende und hilflose Menschen unwiderruflich an sich
zu fesseln, sie zu kommandieren und auszubeuten. Suggestion und Hypnose, die sie
als apokryph ablehnt, der marktschreierische Zauberer vor der Schaubude, kehrt in
ihrem grandiosen System wieder wie im Großfilm der Kintopp. Aus dem, der hilft,
weil er es besser weiß, wird der, welcher den andern durchs rechthaberische Privileg
erniedrigt. Von der Kritik des bürgerlichen Bewußtseins bleibt nur jenes
Achselzucken, mit dem alle Ärzte ihr geheimes Einverständnis mit dem Tod bekundet
haben. - In der Psychologie, dem abgründigen Trug des bloß Inwendigen, der es nicht
umsonst mit den »properties« der Menschen zu tun hat, reflektiert sich, was die
Organisation der bürgerlichen Gesellschaft mit dem auswendigen Eigentum von je
verübte. Sie hat es, als Resultat des gesellschaftlichen Tauschs, entwickelt, aber
zugleich mit einer objektiven Vorbehaltsklausel, von der jeder Bürger ahnt. Der
Einzelne ist damit gleichsam bloß von der Klasse belehnt, und die Verfügenden sind
bereit, es zurückzunehmen, sobald allgemeines Eigentum seinem Prinzip selber
gefährlich werden könnte, das gerade in der Vorenthaltung besteht. Psychologie
wiederholt an den Eigenschaften. was dem Eigentum widerfuhr. Sie expropriiert den
Einzelnen, indem sie ihm ihr Glück zuteilt.

Theodor W. Adorno

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 21.08.2012 13:15 Uhr. Frühere Versionen ansehen
21.08.2012 11:02 Uhr
Zitat:
ADHS beispielsweise tritt gehäuft bei Kindern auf, die eine schlechte oder gar keine Erziehung genießen bzw. deren Eltern mit dieser überfordert sind.
Du verdrehst da Ursache und Wirkung, Orang..
21.08.2012 11:14 Uhr
Ich kann das nicht bestätigen. Die Medien, die ich konsumiere, machen genau das Gegenteil des vom Umfragesteller Behaupteten.
21.08.2012 11:27 Uhr
@ ralflang:

aphorismus überhaupt gelesen?

nö.
21.08.2012 12:20 Uhr
Zitat:

bei den meisten "psychischen störungen" handelt es sich nicht um "krankheiten", sondern um persönlichkeitsmerkmale, die nicht wegtherapierbar sind.


Dann kann man diese Persönlichkeitsmerkmale, die durchaus den Charakter einer Behinderung haben können, also mit einer Pille zumindest lindern.

Fehlende Gliedmaßen kann man noch nicht ersetzen, aber z.B. ADHS kann man zumindest zeitweise mit Methylphenidat lindern
21.08.2012 12:30 Uhr
@angelus_novus:

Was soll das Posten eines endlos langen, hier völlig zusammenhanglosen und unverständlichen Textes? Nur irgendwas kaum verständliches zu copypasten und "Theodor Adorno" drunter zu schreiben, macht noch lange keinen niveauvollen Beitrag!
21.08.2012 12:57 Uhr
"Dann kann man diese Persönlichkeitsmerkmale, die durchaus den Charakter einer Behinderung haben können, also mit einer Pille zumindest lindern."

dann schreibst du einen "normalzustand" des individuums vor. das ist nichts anderes als totalitärer hass auf das verschiedene.
die behinderung des charakters ist nicht die psychische erkrankung, sondern die unmöglichkeit in dieser gesellschaft ein gutes leben zu führen, ohne leid davon zu tragen.

"Was soll das Posten eines endlos langen, hier völlig zusammenhanglosen und unverständlichen Textes? "

wenn du ihn endlos lang, völlig zusammenhangslos und unverständlich findest, dann ist das primär dein und nicht mein problem.
21.08.2012 13:04 Uhr
Zitat:
Natürlich sind Depressionen heilbar, recht gut sogar.

Sie sind nicht heilbar wie ein Beinbruch.man lernt damit zu leben, es kann gelindert werden. heilen ist da der falsche Ausdruck.
21.08.2012 13:38 Uhr
Zitat:
Hm, bei einigem wie z.B. ADHS bin ich mir tatsächlich nicht sicher, ob ich das für eine "Krankheit" halte, die behandelt werden muss.

adhs kann diagnostiziert werden. Die Frage, ob es auch"Modediagnosen" gibt, kann man stellen. Manches x habe ich die vermutung, dass heute besonders schnell "Boderline" bzw. adhs diagnostiziert wird.
das ist mein Eindruck aus der Praxis meiner arbeit.
das ist aber keine "Modekrankheit" , die die Betroffenen für sich erfinden.
die ärzte stehen manches mal den Erkrankungen hilflos gegenüber . es gibt Symptome für das oder das. aber eben nix eindeutiges. eine psychische Erkrankung ist nicht unter dem Röntgenschirm einwandfrei erkennbar.
daher bleibt bei den ärzten eine Unsicherheit in der diagnose, bei den Betroffenen eigene Unsicherheit und Verzweiflung und bei menschen aus dem umfeld, der Verdacht der simulation.
soll der doch x kalt duschen gehen, ist eine beliebte Aussage, die den Betroffenen nur noch verzweifelter werden lässt.
ich bin seit nunmehr 32 Jahren als Erzieher in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung tätig. Ich vermied dabei weitstgehend den berufsmässigen Kontakt mit psych. kranken Menschen. die arbeit mit geistig beh. Menschen war mein Metier und machte riesig Spass, auch weil man da ein "Feedback" hat. geistig beh. Menschen umarmen dich, drücken dich und sind für mich in ihrem verhalten zumeist "lesbarer".
seit diesem Jahr arbeite ich in einem Projekt meines Arbeitgebers , dass mich gerade mit psychisch kranken Menschen zusammen führt. menschen, die abitur haben (1,2) , architektur studierten und dann "abstürzten". Menschen, die in ihrenm Beruf nach Jahren scheiterten und dann in eine tiefe Depression stürzten. menschen mit Persönlichkeitstörungen a la borderline, die morgens dich lobpreisen und für die du 2 stunden später der grösste arsch auf der welt bist. Einen Grund gibt es dafür in der Regel nicht, dieses verhalten gehört zu ihrem krankheitsbild.
Ich war zu Beginn verunsichert, ob ich diese Arbeit bewältige. ich weiss heute, warum ich nicht mit psychisch kranken "arbeiten " wollte. Sie kamen mir zu nahe. Sie zeigen mir , dass eigentlich jeder "abstürzen" kann. Bei der "tiefe" des Absturzes mag dann das "genetische" Gepäck , Die Umwelt eine zusätzliche Bedeutung haben, aber "abstürzen" kann für mich jeder. der Todesfall, der dich aus der Bahn schleudert, das "Burn Out"...ein Mobbing.
ich komme besser mit der beruflichen Situation klar , als ich dachte.
ich gewinne einen neuen Eindruck in psychische Erkrankungen, erfahre ihre Lethargie, in die sie stürzen. ihre Ängste vor Ämtern, vor zuviel Menschen.Ich erfahre, dass an dem einen Tag ein Mensch positiv ist und sich am nächsten Tag sich krank meldet, weil er einen negativen Anruf hatte und tatsächlich vor Angst nicht aufstehen kann. jedes Mal steht man da und versucht zu helfen..Denn wenn sie erst x wieder "abstürzen", wird es ganz schwer. ich erfahre keine Simulation sondern erfahre Menschen, die auf einmal von jetzt auf gleich völlig entmutigt sein können.ein essgestörter Mensch, der verzweifelt, weil er seinen hohen Ansprüchen nie gerecht wird. der immer arbeiten muss und seine Arbeit aber nie schafft. ein Mensch für den Musse vergeudete Zeit ist. Ein echtes opfer der Gesellschaft, für die nur Produktion auf hohem Niveau zählt.
Ich höre hier auf.. ich höre sonst mit dem erzählen nicht auf..

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 21.08.2012 16:26 Uhr. Frühere Versionen ansehen
21.08.2012 14:23 Uhr
Zitat:
ADHS beispielsweise tritt gehäuft bei Kindern auf, die eine schlechte oder gar keine Erziehung genießen bzw. deren Eltern mit dieser überfordert sind.

Bitte ? ADHS wird fast sofort vermutet, wenn Kinder sich nicht angepasst verhalten. hobbyfreudmässig bestellen Lehrer dann einen zum Gespräch und reden von deinem Kind, das ADHS hat.
das geschah bei unserem ältesten Sohn in der Grundschule.
Er hat alle Klassen bis zur mittleren Reife problemlos durchlaufen, hätte abi machen können, wollte es nicht und leitet heute eine zweigstelle eines Lebensmittelladens.
es ist schlimmm, wenn Menschen hobbyfreudmässig Diagnosen meinen ,erstellen zu müssen.
oder wenn Menschen meinen, dass ADHS auf "schlechte Erziehung" zurückzuführen ist.
23.08.2012 20:25 Uhr
@Viva

Du hast mich glaube ich falsch verstanden - ich glaube kaum, dass es ADHS wirklich so gehäuft gibt, sondern, dass Eltern einfach nicht mit ihren Kindern zurecht kommen und es sich einfach machen: "Das ist ADHS..."
Das musst du nicht auf dich beziehen, aber ich kenne so viele Fälle, wo sich Eltern einfach auf ADHS berufen und meinen nichts falsch gemacht zu haben. Ein Kind, dass niemals Konsequenzen für sein Verhalten erfahren hat, kann auch keinen Halt/Ruhe finden. Am aller schlimmsten sind die Folgen für das Kind selbst, denn die Diagnose ADHS geht meist einher mit Tablettengaben, die ruhig stellen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 23.08.2012 22:58 Uhr. Frühere Versionen ansehen
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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