Chat-Transkript vom 01.03.2004

Sener Sargut, stellvertretenden Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGB)

Thema: EU-Beitritt der Türkei

: Moderator hat den Raum betreten
: marillion_(ksp) hat den Raum betreten
marillion_(ksp): hallo
: Sener_Sargut hat den Raum betreten
Sener_Sargut: guten Abend
marillion_(ksp): Guten Abend!
Moderator: nabend
Moderator: Frage von Schmu an Sener Sargut:    "hi"
Moderator: ich begrüße die Community im Namen der Redaktion, mein Nick hier ist Dr.Färber und bin heute Moderator. Herr Sargut, würden sie sich bitte kurz vorstellen?
Sener_Sargut: bin stellvertretender Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. 61 Jahre altverh. 2Kinder. lebe seit 1959 in Frankfurt
Sener_Sargut: Ích bin Diplom Pädagoge
marillion_(ksp): Mein Name ist Erkan Dinar und ich bin der aktuelle Internekanzler. Das Thema heute ist "EU-Beitritt der Türkei"
Moderator: die Community darf jetzt Fragen stellen ;-)
marillion_(ksp): Hr. Sargut, die erste Frage würde ich gerne stellen. ist die Türkei wirklich bereit für die EU?
Sener_Sargut: ich denke, dass die Türkei weiter ist als einige Länder, die jetzt am 1. Mai beitreten werden. Ausserdem geht es im Moment nicht un Beitritt, sondern um ein Terminbenennung, an dem die Beitrittsverhandlungen beginnen solln.
Moderator: Frage von Schmu an Sener Sargut:    "wieso sehen sie die Türkei in der EU (in der Zukunft)"
Moderator: Frage von M@xx an Sener Sargut:    "Herr Sargut, ist denn die EU ihrer Ansicht nach bereit für die Türke, mal sorum gefragt?"
marillion_(ksp): Wo sehen sie selber die Problemfelder in der Türkei? Was sind die Prioritäten welche noch unbedingt erledigt werden müssen
Sener_Sargut: wenn die Verhandlungen, die wahrscheinlich 5-6 Jahre dauern werden, positiv asbgeschlossen werden, wird der Beitrittstermin festgelegt.
Sener_Sargut: die EU hatte 40 Jahre Zeit, um sich auf einen türkischen Beitritt vorzubereiten, genauso wie die Türkei
Moderator: Frage von DDR49 an Sener Sargut:    "Wie ist ihre persönliche Meinung/Einschätzung zu einem (eventuellen) Beitritt der Türkei zur Europäischen Union?"
Moderator: Frage von DDR49 an Sener Sargut:    "Wie schätzen sie die Meinung/Stimmung der in Deutschland lebenden Türkinnen und Türken zu einem EU-Beitritt der Türkei ein?"
Sener_Sargut: die bereits beschlossenen Gesetze müssen noch in der Praxis umgesetzt werden, das wird sicher noch einige Anstrengungen brauchen
Sener_Sargut: ich bin für einen Beitritt der Türkei, da die Türkei sich seit mehr als 13o Jahren an den Westen orierniert hat. Es gibt kein anderes Land, das solche Anstrengungen unternommen hat, sich dem Westen und westlichen Kultur anzuschliessen.
Moderator: Frage von Maple-Leaf an Sener Sargut:    "Würde die Türkei bei einer Aufnahme Zugeständnisse bei der Zypernfrage machen, oder inwieweit ist der Zypernkonflikt mit dem türkischen Bestreben verknüpft?"
Sener_Sargut: Auch ist eine sehr große Mehrheit der Deutschland-Türken sind eindeutig für einen Beitritt, da bestimmte Probleme der Diskriminierung sich von alleine damit erledigen würden
marillion_(ksp): Besondere Kritik wurde ja am Anti-Türkei-Besuch von Angela Merkel laut. Was verstehen sie eigentlich unter einer "privilegierte Partnerschaft"?
Sener_Sargut: Die Eu hat zwar versichert, dass eine Verknüpfung der Zypernfrage nicht interdiert sei, aber wir gehen davon aus,dass für alle Beteiligten das Beste ist, wenn sie gelöst wird. Die TR hat bereits Zugeständnisse signalisiert
Sener_Sargut: unter einer priviligierte Partnerschaft verstehe ich nur Augenwischerei. Dies wäre eine Verschlechterung der status quo
Sener_Sargut: ich denke, die Kritik an Frau Mwerkel ist berechtigt
marillion_(ksp): Viele Menschen sind immer noch der Meinung das die alte "Erbfeindschaft" von Griechen und Türken immer noch einer Einigung im Weg wäre. Sind aus Griechenland positive Signale zu hören?
Sener_Sargut: seit einiger Zeit unterstützt Griechenland die Türkei in ihrem Bestreben in die EU. sie tut da glaube ich die beste Politik für ihre Bevölkerung, sonst könnte die persische, syrische und die irakische Grende an die Grenze GR rücken!
Moderator: Frage von M@xx an Sener Sargut:    "Und wie sehen sie die Äußerung eines türkischen Ministers, die EU sei ein "Christenclub"?"
Moderator: Frage von Schmu an Sener Sargut:    "welche Rolle spielen Beschuldigungen wie die Verletzung der Menschenrechte?"
Moderator: Frage von Michel_ an Sener Sargut:    "Shalom, was halten Sie davon, daß die CDU sich anscheinend doch sehr gegen die Mitgliedschaft der Türkei in der EU wehrt? Wo sehen Sie die Gründe? Angst vor dem Islam?"
Sener_Sargut: soweit ich weiss, haben einige türkische Politiker gesagt, wenn die TR aussen vor gelassen wird, würde sich herausstellen, dass die EU ein christlicher Club ist.
Sener_Sargut: die Menschenrechte süielen vor allem für die türk. Bevölkerung eine wichtige Rolle. Auch in der Minderheitenpolitik.
Moderator: Frage von Ludwisch an Sener Sargut:    "Wollen die Türken einen Beitritt zur EU, oder wollen das nur die Intellektuellen, das Militär, die Wirtschaft und die Regierung?"
marillion_(ksp): CSU-Politiker wie z.B. Glos warnen vor einer Völkerwanderung aus Anatolien. Deshalb meine Frage; Wie stehen sie zur CSU und der Ausschlachtung dieses Themas im kommenden EU-Wahlkampf?
Sener_Sargut: die CDU und insbesondere die CSU haben sich eher aus wahltaktischen Gründen gegen eine türkische Mitgliedschaft gewandt, obwohl die Unterschriften aller CDU Kanzler, angefanden von Konrad Adenauer uter den Verträgen mit der TR stehen.
Sener_Sargut: man muss nicht sonderlich mehr Angst vor islamischen Fundamentalismus haben vor den christlichen oder anderen Forman von Alles-besser-wissern
Moderator: Frage von Maple-Leaf an Sener Sargut:    "Wie würde sich die Türkei in einem Konflikt (Handelskrieg, oder einem Konflikt wie vor dem Irakkrieg) zwischen den EU/Teilen Europas und den USA verhalten? Steht die Türkei dann loyal zu Europa, oder doch eher zu den USA ?"
Sener_Sargut: die Interllektuellen, das Militär, die Wirtschaft und die Regierung ist schon eine ganze Menge oder? Wenn Sie mich und einige Millionen mehr dazu zählen lässt sich das schon sehen, denke ich.
Sener_Sargut: die Loyalitätsfrage muss man glaube ich eher einigen Europäischen Staaten stellen als an die TR. Die TR hat jedenfalls ihre Loyalität zu Bündnissen auch dann gezeigt, wenn sie sie teuer zu stehen gekommen ist. Siehe Nato und Korea-Krieg
marillion_(ksp): Vor einiger Zeit war Dr. Ingo Friedrich (CSU) (Vizepräsident des EU-Parlament) bei uns im Chat. Er bedauerte die fehlenden "christlichen Werte" in der EU-Verfassung, welche ja bekanntlich vorerst gescheitert ist. Angenommen bei den Nachverhandlungen kommen diese doch rein, würden diese "christlichen Werte" der Türkei eigentlich negativ auffallen?
Moderator: Frage von Antikomm an Sener Sargut:    "Was sagen Sie dazu, dass Ministerpräs. Erdogan in Deutschland Wahlkampf macht und davor warnt Zuwanderung zum Thema zu machen, wohl wissend, dass er 7 Mio. Türken auf seiner Seite hat? Darf man so gegen die Interessen eines Landes polarisieren?"
Sener_Sargut: man müsste über die "christlichen Werte" im Einzelnen reden. Der Islam hat seine wurzeln genauso wie Christentum an den abrahimitischen Philosophie. Issofern wäre das kein Widerspruch. Nur die Pervertierungen bestimmter Demkweisen könnten Probleme darstellen.
marillion_(ksp): Viele Menschen hegen noch immer Vorurteile gegenüber der türkischen Bevölkerung in der BRD. Immer wieder werden Ausländer und vor allem Türken als Kriminelle, Sozialstaatausnutzer und Nichtstuer hingestellt. Auch Politiker nehmen gerne einmal solche Vorurteile auf und gehen auf Stimmenfang (siehe Schill). Wie kann man als Lobbyverband, als welchen ich jetzt auch ihre Organisation sehe, dagegen antreten und diese bekämpfen?
Moderator: Frage von Maple-Leaf an Sener Sargut:    "Können sie europ. Ressentiments verstehen, wenn man sich vor Augen hält, das Väter von kleinen Kindern, die Steine am Strand mitnehmen vor ein Gericht gestellt werden mit entsprechenden Strafaussichten ?"
Moderator: Frage von M@xx an Sener Sargut:    "Inwiefern werden denn im Christentum Denkweisen pervertiert?"
Sener_Sargut: Zu Erdogan: 1. es sind "nur" 2.5 Millionen türkischstämmige in D. Der Ministerpräsident eines Landes hat sicher das Recht die Interessen der Bürger seines Landes zur Sprache zu bringen. Man sollte natürlich aufpassen, und die Interessen anderer Länder auch berücksichtigen. Ich glaube er har nur darau abgezielt, das seine Landsleute hier nicht als Sündenböcke benutzt werden.
Sener_Sargut: Die Türk. Gemeinde versucht hier solche Fragen in die Diskussion zu bringen und die Vorurteile abzubauen. Wir brauchen die Unterstützung der deutschen Bevölkerung. Dafür müssen wir noch viel arbeiten.
Moderator: Frage von Antikomm an Sener Sargut:    ""hat sicher das Recht die Interessen der Bürger seines Landes zur Sprache zu bringen." --> Liegt die Auswanderung türkischer Staatsbürger in die BRD im Interesse seines Landes?"
marillion_(ksp): Vielleicht noch eine Frage zu ihrer Organisation. Sie sind ja eine Art Dachverband der türkischen Gemeinde. Wieviele Vereine bzw. Menschen vertreten sie eigentlich?
Sener_Sargut: Ob Steine am Strand, die Kleinkinder mitgenommen haben sollen, Probleme machen kann ich mir nicht vorstellen. Die Medien auch die Deutschen erzählen da viel. Meines Wissens war es eine alte Säulenkopf, der über 10 kg gewogen hat. Wie dem auch sei, die TR hat schmerzhafte Erfahrungen mit dem Erbe auf dem anatolischen Boden. Gucken Sie sich mal das Pergamon Museunm in Berlin. Ich kann es nicht schätzen aber da sind vielleichr mehr als 50 Tonnen solcher Steine vorrätig-
Sener_Sargut: wir sind ein Dachverband. Die uns angeschlossene Verbände haben ca 200 Vereine als Mitglieder.
Moderator: Frage von McFly an Sener Sargut:    "In wiefern dient es der Integration, wenn türkische Mitbürger ihre eigenen Sportvereine gründen und so zu "Gegnern" der deutschen Vereine werden, anstatt in den bestehenden Klubs ihren Sport zu betreiben?"
marillion_(ksp): Wie steht ihre Organisation zu Milli Görüs, dem europäischen Ableger des ehemaligen Ministerpräsidenten Erbakan
Sener_Sargut: die TR hat sich zu einem Land entwickelt, das Arbeitskräfte ins Ausland sendet. Aber die Arbeitsmigration ist kein türk. Phänomen. Natürlich ist es nicht im Interesse eines Landes Bürger auswandern zu lassen. Aber viele auch und gerade europ. Länder haben diese Probleme gehabt.
Moderator: Frage von M@xx an Sener Sargut:    ""Die Türk. Gemeinde versucht hier solche Fragen in die Diskussion zu bringen und die Vorurteile abzubauen. Wir brauchen die Unterstützung der deutschen Bevölkerung. Dafür müssen wir noch viel arbeiten." - sollte das eine Antwort auf meine Frage sein?"
Sener_Sargut: Milli Görüs vertritt ein Teil der türkischstämmigen Bevölkerung in D. Wir haben da schon Berührungsprobleme.
Moderator: Frage von Antikomm an Sener Sargut:    "Vertreten Sie auch kurdische Türken in ihrer Organisation?"
Sener_Sargut: an M@xx natürlich ist das keine Antwort auf Ihre Frage. Die hatte ich leider übersehen. Ich meine damit nur das Leute mit bestimmten Hintergrund, z.B. was ist an manchen politischen Äusserungen von C-Politiker noch christlich.? Gucken Sie sich deren Ausländerpolitik in den letzten 45 Jahren an. Oder Asylpolitik? Was hat es mit christlichen Werten zu tun?
Moderator: Frage von Werriot an Sener Sargut:    "Bezeichnen Sie die Intergration der türkischstämmigen Bevölkerung als gelungen?"
Sener_Sargut: Wir unterscheiden nicht unter den ethnischen Zugehörigkeiten. In der TR leben mehr als 40 Ethnien. Wir freuen uns über jeden, der mit uns unsere Ziele verfolgt und dafür arbeitet.
Moderator: marillion, willst du die letzte frage für den heutigen abend stellen?
Moderator: okay, marillion scheint nicht mehr im chat zu sein. Ich danke ihnen für die Teilnahme, Herr Sargut und wünsche Ihnen und der Community noch einen schönen Abend!
marillion_(ksp): Ich danke Hr. Sargut für seine Zusage und wünsche seiner Organisation sowie der Türkei viel Glück auf dem langen Weg in die EU.
Sener_Sargut: Integration ist ein doppelseitiger Prozeß. Die türk. Bevölkerung kann sich nur so viel integrieren, wie die gesellschaftliche Situation dies zulässt. Wir sind über den Stand der Integration auch nicht zufriedemn, aber die Schuld darf nicht einseitig zugewiesen werden. Wenn die Politik in den 60er und 70 er Jahren danach gehandelt und nicht ausgegrenzt hätte, wären wir heute4 sicher viel weiter. Die wenigen, die die Integration vollends ablehnen, fallen kaum zu gewicht
Sener_Sargut: Vielen Dank. ERs hat Spaß gemacht. Ich bin im chatten nicht so erfahren. Das nächste Mal wird es sicher besser. Tschüß
marillion_(ksp): Nachfolgend Werbung für den nächster RL-Themenchat: Volker Beck (Bündnis90/Die Grünen) MdB, Datum: 08.03.2004, Uhrzeit: 19:00 - 20:00, Thema: 'Anti-Diskriminierungsgesetz', Organisation: marillion (KSP)
: marillion_(ksp) hat den Raum verlassen