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Deutsche Demokratische Partei
&
Deutsche Volkspartei

Die Deutsche Demokratische Partei (DDP), ab 1930 Deutsche Staatspartei (DStP), und die Deutsche Volkspartei (DVP) waren liberale Parteien der Weimarer Republik und existierten von 1918 bis 1933.

Man darf diese DVP aber nicht mit der linksliberalen Deutschen Volkspartei (DtVP) verwechseln, die von 1868 bis 1910 existierte. Auch der Zusatz "DVP", den die baden-württembergische FDP führt, hat eine eigene Bedeutung. Er stammt von der etwa 140 Jahre alten "Demokratischen Volkspartei".

Die Fortschrittliche Volkspartei und ein großer Teil der Nationalliberalen gingen in der DDP auf. Die Zurückweisung der Annexionisten wie Gustav Stresemann, der darauf die DVP gründete, ließ die Spaltung des deutschen Liberalismus' fortbestehen. Die Bemühungen, eine große bürgerlich- demokratische Partei zu bilden, die vor allem von Hjalmar Schacht, Alfred Weber und Theodor Wolff vorangetrieben wurden, scheiterten.

Das Programm der DDP war eine Synthese aus liberalem und sozialem Gedankengut. Anhänger und Mitglieder der Partei rekrutierten sich vor allem aus den freien Berufen, Lehrern, Professoren und Beamten.

Der für das politische Denken in der DVP prägende liberale Volksbegriff speiste sich aus Impulsen der Romantik und des Idealismus. Seine Vertreter, vor allem engagierte, prinzipienorientierte Gelehrte und Beamte, zählten zur gesellschaftlichen Mittel- und Oberschicht. Die DVP setzte sich für die Landwirte und Handwerker ein. Auch die Stellung der Unternehmer sollte gesichert werden.

Prominente Mitglieder der DDP waren Außenminister Walther Rathenau, ihr erster Vorsitzender Friedrich Naumann, der Reichstagsabgeordnete und spätere Bundespräsident Theodor Heuss, der spätere Bundesjustizminister Thomas Dehler, die Nobelpreisträger Albert Einstein (Physik), Ludwig Quidde (Frieden) und Thomas Mann (Literatur), der Pazifist Hellmut von Gerlach, Eduard Hamm, die Frauenrechtlerin Helene Lange, der Vater der Weimarer Verfassung Hugo Preuß, der Gewerksschaftsführer Anton Erkelenz, Reichsjustizminister Erich Koch-Weser, der Erste Bürgermeister Hamburgs Carl Petersen, der Reichstagsabgeordnete und spätere Bundesminister Ernst Lemmer, der spätere Ministerpräsident von Baden-Württemberg Reinhold Maier sowie kurzzeitig der Begründer der Soziologie Max Weber.

Die DDP war die entschiedenste Befürworterin der Weimarer Republik. Hochburgen der Partei fanden sich in Berlin, Potsdam, Schleswig-Holstein, dem Bereich Weser-Ems und besonders in Hamburg, wo der zeitweilige Parteivorsitzende Carl Petersen Erster Bürgermeister und damit Regierungschef eines Bundeslandes war.

Die DVP hingegen war zu Beginn und zum Ende der Republik in weiten Teilen monarchistisch und lehnte zunächst die Weimarer Verfassung ab. Besonders unter ihrem Vorsitzenden Gustav Stresemann entwickelten sich viele Mitglieder zu "Vernunftrepublikanern". Sie akzeptierten die Republik, weil sie keine Alternative zu ihr sahen. Sie war von 1920 bis 1931 an fast allen Reichsregierungen beteiligt. Sowohl die Politik Stresemanns als auch die Regierungsbeteiligungen waren stets von einer internen Opposition gekennzeichnet - insbesondere da die Wahlergebnisse in den zwanziger Jahren kontinuierlich sanken. Stresemanns wichtigster innerparteilicher Gegenspieler war der Großindustrielle Hugo Stinnes. Er und seine Unterstützer strebten eine wesentlich engere Kooperation mit der DNVP an.

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung erreichte die DDP 18,6% und bildete mit der SPD und dem Zentrum die Weimarer Koalition. Trotz ihrer stetig schwindenden Größe konnte die DDP eine erhebliche politische Bedeutung erlangen. Zum einen half sie durch ihre Mittelposition zwischen SPD und Zentrum, die Weimarer Koalition in Deutschland und insbesondere in Preußen zu stabilisieren. Zum anderen bildeten die Mitglieder der DDP ein wichtiges Personalreservoir für hohe Positionen in der öffentlichen Verwaltung. Keine andere Partei konnte in diesem Maße Beamte zur Verfügung stellen, die sowohl die fachliche Ausbildung, als auch eine unbedingte Treue zur Republik besaßen.

Schon ab 1920 verlor sie in großem Maße Stimmen an DVP, DNVP und Interessenparteien. Damit einher ging gleichzeitig ein Verlust an Mitgliedern, Finanzen und Publikationsorganen. Bedeutende Zeitungen wie die Vossische Zeitung, die Frankfurter Zeitung oder das Berliner Tageblatt standen ihr zwar nah, die Partei konnte aber nie ein wichtiges eigenes Parteiblatt wie den "Vorwärts" (SPD) oder den "Völkischen Beobachter" (NSDAP) etablieren. In der Öffentlichkeit herrschte vielfach die falsche Einschätzung, DDP und DVP seien Parteien des Hochkapitals. In den späteren Jahren nutzte die NSDAP dies weidlich aus, um die DDP als Judenpartei zu diffamieren.

Doch auch die DVP, die 1920 mit 13,9% ihr bestes Ergebnis feierte, verlor im Laufe der Zeit an Größe. Gleichwohl behielt sie an Einfluß. So stelllte sie mit Gustav Stresemann, dem wohl bedeutendsten Politiker der Weimarer Republik, lange Jahre den Außenminister und sogar kurzzeitig den Reichskanzler. Unter seine Amtszeit fiel die Währungsreform, welche die Wirtschaft des Reiches bis zum Schwarzen Freitag 1929 stabilisieren sollte.

Und die DVP hatte nicht weniger Finanzprobleme. Da die rheinisch-westfälische Schwerindustrie hauptsächlich die DNVP förderte, standen der DVP mit Hugo Stinnes und Albert Vögler nur zwei Wirtschaftsgrößen zur Seite. Mit Stinnes' Tod und Vöglers Austritt, beides 1924, verschlimmerte sich die Lage noch. Ihr blieb lediglich der Kali-Verein und der Hansa-Bund, der unter der Leitung des DVP-Politikers Rießer stand. Die DVP fand nur die Unterstützung kleiner Tageszeitungen, wie der Kölnischen Zeitung, der Täglichen Rundschau und der Königsberger Zeitung.

1930 unternahm die DDP den Versuch, ihren Bedeutungsverlust aufzuhalten, und vereinigte sich unter Verlust des linken Parteiflügels mit der Volksnationalen Reichsvereinigung Arthur Mahrauns ("Jungdeutscher Orden") zur Deutschen Staatspartei. Obwohl die Verbindung noch 1930 zerfiel, behielt sie den Namen bis 1933 bei.

Während die DVP de facto zu einer der Stützen der Republik geworden war, tendierte sie nach dem Tode Stresemanns im Zuge der zunehmenden Radikalisierung des politischen Klimas immer stärker nach rechts und beteiligte sich u. a. in Thüringen an der ersten Landesregierung mit NSDAP-Beteiligung. Dies konnte jedoch ihr Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit nicht aufhalten.

Die Abwärtsspirale gipfelte in der Reichstagswahl 1932. Jede der beiden Parteien erreichte etwa 1% der Stimmen. Am 27. Juni 1933 löste sich die DVP auf. Von den Nationalsozialisten dazu gezwungen, folgte die Selbstauflösung der DStP einen Tag später.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten sich vielerorts DDP und DVP neu, die 1948 in der FDP aufgingen. Manche ehemalige Mitglieder gingen zur CDU/CSU (u. a. Ernst Lemmer) oder SPD (u. a. Erich Lüth), vereinzelte auch zur KPD (u. a. Rudolf Agricola). Die Jugendorganisation der DDP, die Jungdemokraten, war bis 1982 der Jugendverband der FDP und existiert bis zum heutigen Tage.