Internetkönigin Sadie:
Erkan und Sadie - for ever

Erkan & Sadie

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Sadie Sadie Sadie

"In einer Zeit, in der man eine Emanzipation des DGB und seiner Einzelgewerkschaften bzw. Basisorganisationen von der momentanen rot-grünen Bundesregierung zu beobachten bekommt, welche eine durch und durch neoliberale Politik betreibt und die Gewerkschaften an der Nase herumführt, ist es ein falsches Zeichen der DGB-Spitze, in einer wichtigen Periode der erkenntlich werdenden Unterschiede zwischen Gewerkschaften und SPD/Grüne, nun einen Strich unter die sozialen Grausamkeiten der Bundesregierung zu ziehen um wieder mit der SPD ins Reine zu kommen. " doziert Erkan, während sie die Treppe zum Standesamt hochgehen. "Schon gar nicht während immer noch jede Woche tausende von Menschen auf die Straße gehen um eine gerechtere Politik zu fordern und dabei sogar inhaltlich in vielen Punkten etliche Gewerkschaftsstandpunkte vertreten."

Sadie widerspricht nicht, doch als sie die Treppe geschaft haben, japst sie: "Naja, die Gemeinsamkeiten sind verglichen mit anderen Parteien mit der SPD noch immer am größten". Hätte sie nur geschwiegen!

"Diese Aussage ist grundsätzlich falsch und entspricht nicht den realen politischen Gegebenheiten in der Bundesrepublik Deutschland ," Erkan holt Luft. "Die arbeitnehmerfeindlichen Entscheidungen der Bundesregierung füllen lange Listen und sind unverständlich für die breite Masse der Gewerkschaftsmitglieder."
"Aber die Union.." Sadie ringt noch immer mit der Sauerstoffzufuhr.

"Die Union hat zwar ein Programm, dass der Streichliste der Arbeitgeber entspricht, also Kündigungsschutz, Mitbestimmungsrecht, Tarifautonomie, paritätische Finanzierung der Sozialversicherung. Doch eigentlich hat die Union ihre Themen an die SPD verloren, so dass sie nun weitergehende und härtere Maßnahmen vorstellen muss, um überhaupt als Alternative gesehen zu werden."

"Aber die Unterschiede sind doch eher optisch und nicht inhaltlich!" Sadie hat sich endlich erholt und kann wieder zusammenhängend sprechen. "Nehmen wir doch die Krankenversicherung. Die SPD favorisiert eine Bürgerversicherung, bei der alle Menschen einen Beitrag zahlen sollen, der einkommensabhängig ist und dabei alle Einkommensarten einbezieht. Die CDU dagegen favorisiert eine Krankenversicherung, bei der alle eine gleiche Pauschale pro Kopf bezahlen. Da dies jedoch nicht reichen wird, werden Steuern dazugeschossen, also Beiträge, die alle Menschen zahlen, die einkommensabhängig sind und dabei alle Einkommensarten einbezieht. Bis auf die Pauschale - die quasi einen Sockel darstellt - sind beide Konzepte doch identisch."

"Sag ich doch, " schimpft Erkan, während sich die Tür öffnet, eine Hochzeitsgesellschaft mit Brautpaar, vor Rührung weinenden Müttern und Schwestern, die Schlipse geraderückenden Vätern und Brüdern und tobenden Kindern herausquillt und sich die Treppe hinabwälzt. "Wo sind eigentlich unsere Trauzeugen?"

Sadie dreht sich nervös um. "Welche Trauzeugen hast du für unsere überstürzte Hochzeit eigentlich engagiert?"

Erkan wird bleich. "Wer war das doch gleich? Salvador konnte nicht, weil er immer noch an seiner Diplomarbeit strickt (wahrscheinlich mit Unterstützung seiner CDU-Freundin)! Irredenta hält eine Seminar ab über die Geschichte des völkischen Anarchismus. Sarah ist in ihrer amerikanischen Exportfirma eingespannt und hat keinen Urlaub bekommen. Jan-Mathis ist von Werbern des preußischen Königs in die Fremdenlegion gepresst worden und tut nun Dienst in einer Garnison namens Damp, Cynic hat endlich den ultimativen SAP-Bug gefunden und arbeitet nun an der Vernichtung des Software-Giganten, Camlann ist deinem Rat gefolgt und studiert nun Arbeitsrecht in Lund, vermutlich aber weil sie dort einen Handballer aus Göteborg kennengelernt hat (verständlich nach ihrer Affäre mit Ladojef!)."

"Ich ahne Schlimmes!" seufzt Sadie. "Wahrscheinlich wirst du mir gleich beichten, dass Batgirl im Europaparlament nicht fehlen darf, weil jede Stimme zur Ablehnung der Kommission gebraucht wird, dass Metatron einen Job als Diskjockey auf der Aida hat, dass Prof.Erika ihr Flugzeug in Auckland verpasst hat, weil sie ihre Maorischüler hat nachsitzen lassen, weil sie ihren Müll nicht sortiert hatten, dass Zeenchen Korova (sorry: Nopolitics) endlich davon überzeugt hat, dass er sie nicht adoptieren, sondern mit ihr schlafen soll, dass Fattaru beim Wandern in Lappland verschollen ist (kommt jedes Jahr vor!), dass Maiksail mit Unterstützung der Jungen Libertären gegen Guido Westerwelle als FDP-Vorsitzender kandidiert und dass Alex19 und Nash aus irgendeinem Grund an einem Gesetzentwurf für das Patentrecht arbeiten (wer den wohl bestellt hat!)."

Der Standesbeamte schaut aus der Tür heraus: " Hallo, Brautpaar Dinar/Pettersson, kommen Sie dann bitte?"

"Apropos, Beamte, dass die ín beiden Konzepten einbezogen werden sollen, finde ich nur gerecht!" tuschelt Erkan, während Sadie das Kleid glattstreicht, die Brust reckt und graziös und erhobenen Hauptes in das Unvermeidliche stolziert. "Halt, nimm mich mit!" hetzt Erkan hinterher, während Sadie "Haltung!" zischt.

"Du musst doch wohl zugeben", grinst Sadie, "dass gerade diese Einbeziehung aller in ein System, das alle mehr oder weniger zwangsweise gleichmacht, das Element der Volkspartei ausmacht, also das populistische an diesen Parteien darstellt."

Der Standesbeamte hat hinter seinem Pult Platz genommen und beginnt nun mit der Zeremonie. Dass keine Trauzeugen da sind, scheint ihn nicht zu stören. Nein, da sind ja auch irgendwelche Leute hinter ihnen, die wohl einfach als Trauzeugen rekrutiert werden .

"Ich denke, dieses populistische Element ist der Nebelvorhang, mit dem die Herrschenden darüber hinwegtäuschen wollen, dass es in Wirklichkeit um Kürzungen und Einschränkungen geht!" flüstert Erkan, während der Standesbeamte weiterredet.

"Warum zum Teufel", zischt Sadie, "müssen alle gleiche Leistungen erhalten? Sind denn alle gleich krank? Ist es nicht viel besser, wenn sich jeder selbst versichert, so hoch wie er möchte bzw. kann?"

"Willst du, Erkan Dinar, die ..." hebt der Standesbeamte an, doch Erkan und Sadie sind nicht so recht bei der Sache.

"Es muss doch jeder wenigstens den medizinischen Standard garantiert bekommen!" faucht Erkan.

"Wenn es keine Ungleichheit und keinen Wettbewerb gibt, wird dieser Standard aber immer weiter nach unten sinken!" faucht Sadie zurück. "Die Leidtragenden sind die Werktägigen, die die ungesünderen Arbeits- und Lebensbedingungen haben, während in einem marktgesteuerten System das Niveau immer besser wird! Übrigens du bist dran!" Sie stößt Erkan an. "Ja, ich will!" sagt dieser inituitiv und registriert, dass er wohl die Erwartung des Standesbeamten erfüllt hat. Er hat wohl gerade das Eheversprechen gegeben. "Im Übrigen funktioniert dieses marktgesteuerte System gar nicht, weil irgendwelche Lobbygruppen sich Vorteile verschaffen bzw. andere von seinen Segnungen abschotten."

"Da sind wir uns ausnahmsweise mal einig", versetzt Sadie, "nur dass die Konsequenz nicht ist, den Markt zu verdammen, sondern die Staatsmacht als Beute der herrschenden Klassen, die ihnen diese Privilegien verschafft."

"Dies zu ändern, kommt der Aufgabe gleich, für alle gleiche Bedingungen durchzusetzen!" ist Erkan sicher und schaut irritiert auf den Standesbeamten, der jetzt Sadie erwartungsfroh mustert.

"Gleichheit als gleiches Recht kann ich akzeptieren, nicht aber faktische Gleichmacherei!" sagt Sadie und wundert sich, wie laut sie spricht. Der Standesbeamte schaut sie an. Was will er nur?

Erkan stößt sie an."Sadie, nun kommst du! Sag ja!"