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Fragenübersicht Zeigen die Probleme mit den Strafzöllen, dass wir unsere Binnennachfrage sträflich vernachlässigt haben?
1 - 20 / 22 Meinungen+20Ende
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04.06.2018 08:27 Uhr
Unsere Wirtschaftspolitik ist letztlich aberwitzig.

Mit der Universalrechtfertigung "Wettbewerbsfähigkeit" werden deutsche Arbeitnehmer bis aufs Blut ausgepresst und müssen hart für Hungerlöhne arbeiten. Selbst diejenigen, die nicht mal prekär beschäftigt sind.

Damit wird dann ein Handelsbilanzüberschuss von 244 Mrd € erwirtschaftet, denen keine Gegenleistungen gegenüberstehen. Sondern nur Schuldenberge im Ausland.
Und eben dieses Ausland greift nun in Notwehr zu Strafzöllen. Um nicht das deutsche Lohndumping importieren zu müssen.

Anstatt diese 244 Mrd € ans Ausland zu verschenken und damit die lokale Wirtschaft zu zerstören, könnten wir damit in Deutschland substanzielle Lohnerhöhungen finanzieren und so die Binnennachfrage wieder zu einem Wirtschaftsfaktor machen.
04.06.2018 08:33 Uhr
Schon vor Jahren wurde davor gewarnt, den Status Deutschlands als "Exportweltmeister" zu pflegen und gleichzeitg die Binnennachfrage durch einen immer rigideren Sozialabbau zu dämpfen.
Jetzt haben wir den Salat und die Quittung für die jahrzehntelange v.a. von den Konservativen bestimmte verfehlte Wirtschaftspolitik.

Ist ja nicht so, dass Keynes ein ahnungsloser Trottel war ...

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 04.06.2018 08:40 Uhr. Frühere Versionen ansehen
04.06.2018 10:02 Uhr
Wobei man auch sagen muss, dass der Exportüberschuss zu einem nicht unbeträchtlichen Teil dadurch entsteht, dass Dinge exportiert werden, die der Binnenmarkt nicht in dem Maße aufnehmen kann (qua Menge und Bedarf), z.B. (Sonder)Maschinenbau, chemische Erzeugnisse für die Großindustrie, Fahrzeuge.
04.06.2018 10:48 Uhr
Zitat:
...dass der Exportüberschuss zu einem nicht unbeträchtlichen Teil dadurch entsteht, dass Dinge exportiert werden, die der Binnenmarkt nicht in dem Maße aufnehmen kann

Stimmt schon, die ganzen Autos und Waffen, die wir so exportieren, die kann auch in Deutschland niemand gebrauchen. (Sorry für die Polemik!)
04.06.2018 11:16 Uhr
Eine Aufschlüsselung der Warengruppen im Import/Export von Deutschland findet sich auf:

http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52848/ex-und-import-nach-waren

Das ist zwar von 2017, mit Zahlen aus 2015, die Schwerpunkte sollten sich aber nicht verschoben haben.
04.06.2018 11:57 Uhr
Zitat:
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52848/ex-und-import-nach-waren

Stehen die Panzer unter "sonstige Fahrzeuge"?

Und mein Verdacht war richtig, dass Kraftfahrzeuge (und Kraftfahrzeugteile) mit großem Vorsprung das größte Exportgut sind.
04.06.2018 13:04 Uhr
Nein, das hat nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun, die deutsche Wirtschaft ist exportorientiert, sie könnte die große Zahl von Fahrzeugen, Maschinen usw., die exportiert werden, gar nicht im Land absetzen.
04.06.2018 14:01 Uhr
Ja natürlich! Davor habe ich schon vor 15 Jahren gewarnt. Damals war ich noch die böse antiamerikanische Linke, heute geben mir sogar neoliberale Rechte recht!
04.06.2018 14:04 Uhr
Zitat:
Nein, das hat nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun, die deutsche Wirtschaft ist exportorientiert, sie könnte die große Zahl von Fahrzeugen, Maschinen usw., die exportiert werden, gar nicht im Land absetzen.


Es war eben der Fehler, das Portfolio so sehr auf den US-Markt auszurichten! Natürlich genügt es nicht, jetzt einfach Handel mit anderen zu treiben oder mehr den Binnenmarkt zu beliefern. Wir bräuchten auch die passenden Produkte dazu!

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 04.06.2018 14:06 Uhr. Frühere Versionen ansehen
04.06.2018 14:08 Uhr
@Giordano

Es ist ja nicht so, dass unser Markt einseitig auf den US-Markt ausgerichtet wäre. Die USA sind einer von vielen Handelspartnern und gerade Deutschland hat keinen einzelnen dominierenden Handelspartner.
04.06.2018 14:29 Uhr
Zitat:
@Giordano

Es ist ja nicht so, dass unser Markt einseitig auf den US-Markt ausgerichtet wäre. Die USA sind einer von vielen Handelspartnern und gerade Deutschland hat keinen einzelnen dominierenden Handelspartner.


Das kommt jetzt auf die Branche an. Was den Automobilmarkt betrifft - und das ist der größte Exportbrocken - ist die Ausrichtung auf den US-Markt überdeutlich. Genau das hab ich immer heftigst kritisiert. Ich habe bestimmte gute Gründe zu vermuten - ich kanns leider nicht beweisen - daß es bestimmte Absprachen einiger deutscher Automobilhersteller mit US-Unternehmen bzgl. der Aufteilung der internationalen Märkte gibt! Z.B. verkauft Chevrolet viel mehr nach Lateinamerika als es nach Marktlage zu erwarten wäre.

Solche "Gentemen-Agreements" wären jedenfalls mit Trumps Protektionismus hinfällig - bzw. wir eben die Gelackmeierten, die jetzt von den Amis über den Tisch gezogen werden!

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 04.06.2018 14:44 Uhr. Frühere Versionen ansehen
04.06.2018 16:05 Uhr
Zitat:


Das kommt jetzt auf die Branche an. Was den Automobilmarkt betrifft - und das ist der größte Exportbrocken - ist die Ausrichtung auf den US-Markt überdeutlich.



Die exportieren nicht, die produzieren im NAFTA Gebiet. Das ist eine Lektion, die Trump auch nicht kapiert. Ich möchte mal sein Gesicht sehen, wenn die deutschen Autobauer ihre Läden komplett zu machen und ihren Arbeitnehmern sagen, sie könnten sich dafür bei Trump bedanken.

Und vor allem, was ist mit dem chinesischen Markt? Den übersiehst Du total. Und China hat einen Handelsüberschuss gegenüber Deutschland. Alleine daran siehst Du, dass deine These so nicht funktioniert.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 04.06.2018 16:27 Uhr. Frühere Versionen ansehen
04.06.2018 17:54 Uhr
Zitat:
Ja natürlich! Davor habe ich schon vor 15 Jahren gewarnt. Damals war ich noch die böse antiamerikanische Linke, heute geben mir sogar neoliberale Rechte recht!


War ja auch vor 15 Jahren schon Blödsinn.
04.06.2018 19:26 Uhr
Zitat:
Zitat:
Ja natürlich! Davor habe ich schon vor 15 Jahren gewarnt. Damals war ich noch die böse antiamerikanische Linke, heute geben mir sogar neoliberale Rechte recht!


War ja auch vor 15 Jahren schon Blödsinn.

Nicht alle neoliberalen Rechten werden klüger. Q.E.D.
04.06.2018 21:18 Uhr
Nein. Es zeigt vor allem, daß es etliche Länder gibt, die offenkundig nicht in der Lage sind, auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähige Waren herzustellen bzw. Dienstleistungen anzubieten.

Für den amerikanischen Markt war das bisher auch nicht so wichtig, weil dort immer schon 2/3 der Wirtschaftsleistung über den Binnenmarkt generiert und zwar in der Regel mit Krediten (z.B. über den Ankauf amerikanischer Staatsanleihen oder Direktinvestitionen in den Vereinigten Staaten) bezahlt wurden.

Entsprechend schlecht ist die amerikanische Industrie aufgestellt. Die modernsten und produktivsten Werke werden dort von ausländischen Firmen gebaut und betrieben.

Allerdings führen die mittlerweile hohen Mindestlöhne (z.B. 15$/Stunde in Kalifornien) dazu, daß immer mehr Betriebe z.B. ins weit billigere Mexiko abwandern.

Die einzige Möglichkeit der amerikanischen Bundesregierung, diese Entwicklung zu beeinflussen besteht darin, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Produkte zu schwächen indem man sie teurer macht. Eines der wenigen Instrumente, die dafür zur Verfügung stehen und auch kurzfristig eingesetzt werden könne, sind Strafzölle.

Vor diesem Hintergrund ist deren Einsatz nachvollziehbar und folgerichtig.

Im Übrigen weise ich daraufhin, daß die von der EU auf amerikansiche Produkte erhobenen Zölle im Durchschnitt höher sind, als die amerikanischen auf europäische Produkte. Schon deshalb ist das Geheule der EU reine Heuchelei. Außerdem erhebt die EU auf über 600 Produkte aus China ebenfalls Strafzölle.

Die hier offenkundig werdende Doppelmoral ist eigentlich nur erbärmlich.
05.06.2018 07:59 Uhr
Dass Deutschland hauptsächlich Produkte herstellt, die man nur an reiche Leute im Ausland verkaufen kann, von denen es immer weniger gibt (aka umweltschädliche Luxuskarossen), ist eine gefährliche Fehlentwicklung.

Denn es führt dazu, dass man diese mit viel Arbeit hergestellten Produkte an das Ausland verschenken muss. Die Schenkung läuft dabei über den Umweg von Verschuldung des Auslands, die dann vom deutschen Steuerzahler erst garantiert und dann erlassen (=geschenkt) werden.

Im Endeffekt läuft es auf eine Schenkung (=Reparationszahlung) von 240 Mrd € pro Jahr an das Ausland hinaus. Das Geld ist einfach weg.

Daher sollte die Wirtschaft wieder verstärkt dahingehend umgebaut werden, Produkte herzustellen, die in Deutschland von deutschen Käufern gebraucht werden, die diese von höheren Löhnen bezahlen können.

Der erste Schritt dazu wäre eine Erhöhung der Löhne um rund 10%.
Damit wäre auch eine ausgeglichene Handelsbilanz möglich.
05.06.2018 07:59 Uhr
@Giordano

Trump wird mit seinem Protektionismus völlig gegen die Wand fahren, besonders wenn sich alle wichtigen Handelspartner (EU, China, Mexiko, Kanada und vllt auch Japan) zusammentun. US-Wagen und viele Produkte werden ja deswegen nicht gekauft, weil sie eben nicht die Markterwartungen treffen und das nicht nur nicht in Europa und Asien, sondern auch in den USA selbst, durch Strafzölle werden US-Produkte nicht besser. Die USA sind auch kein Handelsgigant, nur Importgigant und daran wird sich auch unter Trump nicht viel ändern.
Und trotzdem muss auch Europa seinen Protektionismus überdenken, nicht gegenüber den USA (das ist eher harmlos), sondern gegenüber anderen Weltregionen.
05.06.2018 08:11 Uhr
Zitat:
besonders wenn sich alle wichtigen Handelspartner (EU, China, Mexiko, Kanada und vllt auch Japan) zusammentun


Und diese völlig zerstrittenen Fraktionen schließen sich plötzlich einträchtig zusammen? Träum weiter.

Divide et impera wird hier ganz prima funktionieren, schon allein wegen Merkels Arschkriecherei.
05.06.2018 08:43 Uhr
@Tochigi
Der Protektionismus in Deutschland funktioniert über Lohndumping. Lohndumping ist eine Form von Subvention für die Wirtschaft. Auf Kosten der Arbeitnehmer versteht sich.

Erreicht wird das über korrupte zahnlose Gewerkschaften und ein perfides Streikrecht, das wirksame Streiks praktisch verbietet.
Aber auch durch Propaganda ("Streikende Lokführer sind böse!", "Mindestlohn ist böse!").
05.06.2018 13:48 Uhr
"Dass Deutschland hauptsächlich Produkte herstellt, die man nur an reiche Leute im Ausland verkaufen kann, von denen es immer weniger gibt (aka umweltschädliche Luxuskarossen), ist eine gefährliche Fehlentwicklung.

Denn es führt dazu, dass man diese mit viel Arbeit hergestellten Produkte an das Ausland verschenken muss. Die Schenkung läuft dabei über den Umweg von Verschuldung des Auslands, die dann vom deutschen Steuerzahler erst garantiert und dann erlassen (=geschenkt) werden."

>> 287 Milliarden Dollar betrug der Exportüberschuss 2017. Glaubst Du wirklich, dass das nur mit Luxuskarossen erwirtschaftet wird? Nein, natürlich nicht. Selbst im PKW-Bereich ist VW immer noch Exporteur Nr. 1. Und bei Daimler sind z.B. auch Nutzfahrzeuge mit dabei. Zudem geht es um Fahrzeugteile und Elektronik. Hinzu kommen Maschinen, Schiffbau, Luftfahrt- und Raumfahrttechnik, Elektroindustrie, Präzisionswerkzeuge usw. usf. Ja, das kann sich Otto-normal-Kunde nicht leisten (wer kauft schon eine CNC-Maschine für 100.000 EUR). Kunden sind Unternehmen und Großhändler.

Die Kunden, Unternehmen und Großhändler werden sich bei großen Investitionen Kredite holen, aber wenn sie die bekommen, ist das für die deutschen Exporteure erst mal egal - sie werden dann bezahlt.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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